meinungsstark
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Hören und Sehen vergangen

„Die eine Frage: Er machte es, weil er es konnte“, taz vom 14./15. 4. 18

Wie von Peter Unfried gewünscht, habe ich seinen Text über Joschka Fischer mit „offenen Ohren“ gelesen, und mir ist dabei Hören und Sehen vergangen. Offenbar gibt es in Unfrieds „Realität“ keine Menschen, die „aufrecht und integer“ leben, und wenn, dann im Zustand des „Selbstbetrugs“.

Von den Lügen Fischers zur Rechtfertigung des völkerrechtswidrigen Jugoslawienkriegs spricht der Autor nicht. Aber er stellt die These eines „gesellschaftlichen Fortschritts“ in den Raum, den wir alle offenbar Fischer zu verdanken haben. Der „Kern der Fischer-Story: Er hat sein Ding durchgezogen. Weil er es konnte.“ Ein richtiger Kerl sozusagen.

Die „Sehnsucht“ nach einer sozialökologischen Politik im Anschluss an die bleiernen Kohl-Jahre hatte Rot-Grün im Jahr 1998 tatsächlich geweckt und wurde „mehrheitsfähige Kraft“, ohne jedoch diese Erwartungen erfüllen zu können. Das Gegenteil war der Fall, und die Folgen dauern bis heute an. Parteienverdrossenheit und neofaschistische Tendenzen in Europa sind der Preis für eine neoliberale „Realität“, der sich Rot-Grün seinerzeit untergeordnet hat!

Unfrieds Auffassung, dass wir heute „Welterklärungsmonologe“ à la Fischer benötigen, teile ich nicht; Menschen, die empathisch und mit diplomatischem Können für Entspannungspolitik und den Abbau von Feindbildern eintreten, werden hingegen dringend gebraucht. Schwarz-Weiß, Macher, Kerle und autoritäres Gehabe mögen zwar „von dieser Welt“ (also Unfrieds Welt) sein, tragen aber nicht zur Lösung der Weltprobleme bei. Dirk Schneider, Helmenzen, Altenkirchen

Fischers klägliches Versagen

„Die eine Frage: Er machte es, weil er es konnte“, taz vom 14./15. 4. 18

Joschka Fischer wird als Staatsmann gewürdigt: „Jeder hat Bilder zu ihm im Kopf.“ Ich habe nur ein klägliches Versagen von ihm im Kopf, nämlich bei den unsäglichen Hartz-IV-Gesetzen. Peter Hartz hat ein Arbeitslosengeld II von 500 Euro vorgesehen. Es war Herr Fischer, der als zweiter Mann nach Herrn Schröder dafür verantwortlich ist, dass dieser Vorschlag nie Realität wurde. Stattdessen gibt es heute so um die 400 Euro. Und davon kann nun wirklich niemand leben.

Werner Leucht, Neckarsulm

Zurück in die 30er Jahre

Verschärfung des bayerischen Polizeigesetzes

Hallo taz, wo bleibt euer Aufschrei zu den geplanten bayerischen Polizeigesetzen? Die Landesregierung will uns in die 30er Jahre zurückschicken. Bitte kümmert euch darum, dass unser Land nicht noch radikaler regiert wird.

Martin Pieruschka, Karlshuld

Ein paar Verbotsvorschläge

„Debatte über Kopftuchverbot“, taz vom 12. 4. 18

Kopftuch für unter 14-Jährige verbieten. Interessante Idee. Ich hätte da noch ein paar Vorschläge: Klums Top-Model-Sendung verbieten. Verkauf von geschlechtsspezifischer Kleidung für unter 14-Jährige verbieten. Und von geschlechtsspezifischem Spielzeug (rosa Überraschungseier für Mädchen und so). Taufe für unter 14-Jährige (Religionsmündigkeit!) verbieten. Nur mal so zum Nachdenken. Rebecca Nansen, Berlin

Widerwärtige Verbrüderung

„Ein Scharnier nach ganz rechts“, taz vom 14./15. 4. 18

Herzlichen Dank für diese tolle Arbeit! Wie gut recherchiert und geschrieben.

Der Begriff Scharnier passt sehr gut. Die AfD ist schon schlau, zumindest in der Parteispitze, und versteht es gut, sich subtil überall, wo möglich, einzunisten. Letztendlich widerwärtig, wie sich Politiker etablierter Parteien mit diesen Leuten regelrecht verbrüdern. Daher erst recht vielen Dank, dass Sie dagegen ankämpfen. Michael Degen, München