OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Die Filme von Werner Herzog waren von denen der noch aktiven deutschen Regisseure schon immer die unterhaltsamsten und spannendsten – einfach, weil in ihnen so vieles zusammenkommt: künstlerischer und intellektueller Anspruch, das Ausloten von Grenzen im Extremen und eine klar erkennbare persönliche Sichtweise auf die Welt. In dem von der Deutschen Kinemathek und dem Einstein Forum veranstalteten Symposium „An den Grenzen – Werner Herzog“ möchte man sich nun vor allem Herzogs jüngerem dokumentarischen Werk annehmen, von dem das Arsenal-Kino im Vorfeld drei Filme zeigt: „Death Row“ ist eine für einen amerikanischen Fernsehsender entstandene Serie, in der Herzog in US-Gefängnissen einsitzende Todeskandidaten befragt und sich dabei gegen die Todesstrafe positioniert, ohne jedoch Sympathie für die Gefangenen und ihre Taten aufzubringen. „Encounters at the End of the World“ und „Grizzly Man“ nähern sich dem Phänomen der Natur: Ersterer porträtiert die Forscher einer Antarktisstation, der zweite den selbsternannten Tierschützer Timothy Treadwell, der sich dreizehn Jahre lang in Alaska exzessiv selbst dabei filmte, wie er Grizzlybären vor tatsächlichen oder eingebildeten Gefahren beschützte. Am Ende wurden er und seine Begleiterin von einem Bären aufgefressen. Herzog montiert Treadwells Material mit Interviews und eigenen philosophischen Überlegungen zusammen, die deutlich machen, dass er Treadwells Wunsch nach Harmonie mit der Natur mit totalem Unverständnis begegnet. Das Symposium findet bei freiem Eintritt am 26. 10. im Veranstaltungsraum des Filmhauses statt. Um eine Anmeldung bis zum 22. 10. wird gebeten (jpattis@deutsche-kinemathek.de). (Death Row (OF), 21.–22. 10.; Grizzly Man (OF), 23. 10.; Encounters at the Edge of the World (OF), 24. 10., Arsenal)

Als sich Harold Lloyd gegen Ende der 1910er Jahre von den exzessiven Übertreibungen verabschiedete, welche damals die meisten Komiker in Sachen Maske, Kleidung und Gestik auszeichneten, fand er zu seiner Rolle als urbaner junger Mann, dessen Markenzeichen ein unerschütterlicher Optimismus und der Glaube an den gesellschaftlichen Aufstieg wurde. In „Safety Last“ findet dieser Aufstieg seine sinnbildhafte Entsprechung in einer gagreichen 20-minütigen Sequenz, in der Lloyd die Fassade des Kaufhauses erklimmen muss und nach überstandenen Gefahren mit der Aussicht auf reiche Belohnung in den Armen seiner Verlobten landet. (23. 10., Babylon Mitte)

Eine reichhaltige Auswahl von israelischen Produktionen aus den letzten Jahren bietet das Israel Film Festival im Moviemento, darunter etwa Netalie Brauns Dokumentation „The Hangman“, die mit Shalom Nagar den Henker des Naziverbrechers Adolf Eichmann porträtiert, einen heute sehr religiösen Mann, der sich in späteren Jahren vehement für Toleranz und humanistische Werte eingesetzt hat und damit in einen Gegensatz zu den orthodoxen Siedlern geraten ist, in deren Kreisen er sich lange bewegte. ((Om engl. U) 19.–21. 10., Moviemento) LARS PENNING