: „Ein intimes Erlebnis“
Kunstlieder ins Museum? Kunstlieder im Museum! Das gibt es künftig einmal im Monat in Hannover
Axel Heil, *1980, hat Musiktheaterregie und Gesangspädagogik studiert und arbeitet als freier Künstler und Coach.
Interview Alexander Diehl
taz: Herr Heil, müssen wir uns Sorgen machen um das Lied?
Axel Heil: Wenn man in die breit aufgestellte Konzertszene im deutschsprachigen Raum schaut, stellt man fest, dass die Zahl der Liederabendkonzerte in den letzten 30 Jahren massiv zurückgegangen ist. Interessanterweise sind die Lied-Klassen an den Hochschulen immer mehr geworden. Die Leute, die dort ausgebildet werden, haben also nur noch sehr selten die Möglichkeit, ihre Kunst auszuüben.
Die Singenden sind das eine. Was droht denn fürs Publikum verloren zu gehen?
Ich glaube, alle Menschen, die kammermusikalisch interessiert sind, begeistern sich für ein direktes, häufig sehr intimes musikalisches Erlebnis. Wir haben heute ja eine sehr ausgeprägte Großveranstaltungs- oder Eventkultur. Da glauben wir von „Ensemble Artists“, dass es ein hoher Wert sein kann, so einen intimen Rahmen zu haben.
Veranstalten Sie Ihre Konzerte deshalb im Museum?
Wir haben einen Ort gesucht, der die Möglichkeit bietet, den Liederabend langfristig noch zu erweitern, ihn mit anderen Künsten zu kombinieren: Lesungen, performativen Elementen oder Malerei. Das Ziel dabei: die Sinnlichkeit des Erlebnisses noch zu steigern und zu erweitern.
„Ensemble Artists“ – wer oder was genau ist das?
„Ensemble Artists“ hat sich im Mai 2016 gegründet aus einer Mixtur von darstellenden Künstlern, im Wesentlichen Sängerinnen und Sänger, einem Regisseur, einem Sänger und Stimmarzt – Menschen, die im weitesten Sinne etwas mit Stimme zu tun haben. Wir sprechen von drei „Säulen“: Die erste ist, eigene Veranstaltungen durchzuführen. Als zweite Säule machen wir uns darüber Gedanken, wie Künstler eine Art Weiterbildung erfahren können: Man studiert, macht Meisterkurse, dann ist man irgendwann freischaffend oder fest angestellt – und dann ist das vorbei. Und das ist schade. Die dritte Säule ist, dass daraus ein Netzwerk werden soll, eine wirkliche Künstlervereinigung, idealerweise ein freies Ensemble – daher der Name – von großem Umfang und großer Diversität.
Liederabend „Liederspiel“: So, 15. 4., 19 Uhr, Hannover, Museum August Kestner
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