briefe
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Radkampfzonen

„Wo ist der Bonus fürs Winter-Durchradeln?“, taz vom 6. 4. 2018

Winter-Radfahrer, wie tief bist du gesunken! Herr Alberti erklärt die Berliner Verkehrsflächen zu Kampfzonen?

Einerseits müssen die Motorisierten zu allen Jahres- und Tageszeiten von ihm persönlich daran erinnert werden, dass der Radfahrer „zu berücksichtigen ist“. Andererseits müssen die langsamen Radfahrer sich vor dem ganzjährig austrainierten Autor hüten, für den sie nämlich ein Verkehrshindernis sind. Fußgänger gelangen ebenso wenig in seinen Blickwinkel wie die noch schnelleren Rennradler, für die – ganz in der eigenen Logik – sicherlich er selbst ein schweres Ärgernis sein wird.

Die einzige Konstante in der Welt solcher Verkehrsteilnehmer scheint die jeweils eigene Person mit ihrem gefühlten Recht zu sein, überall ungehindert im eigenen Tempo durchzukommen. Diese Variante der primitiven Selbstbedienung an der Ressource „öffentlicher Raum“ unterscheidet sich in nichts von dem Verhalten jedes beliebigen SUV-Rüpels, für den auch in Wohngebieten ein Tempo unter 50 km/h einfach nicht existiert. Wer für sich eine „fast lane“ beansprucht, sollte vielleicht eine von Millionen anderen Menschen bewohnte Metropole meiden und sich lieber in einer Gegend ohne weitere Lebewesen austoben. Ursula Hesse von den Steinen, Berlin

Privat gleich „bäh“?

„Buddeln nur auf Einladung“, taz vom 8. 3. 2018

Hallo, Frau Messmer, ich bin eine der BewohnerInnen in den Floragärten. Ich bin taz-Abonnentin so ziemlich der ersten Stunde. Was richtig ist: Der Neubaubereich in und um „In den Floragärten“ ist privat. Als ich hierhergezogen bin, wusste ich das auch nicht. „Privat“ finden Sie per se schon mal „bäh“ – oder? Weil: Wenn privat, dann viel Geld, dann Kapitalistensäcke. Und die verbieten einem die Benutzung ihrer Privatstraße. Und dann soll man auch noch Schritttempo fahren und darf nicht einfach durchbrausen – empörend!

„Kiezkenner versuchen nicht einmal mehr, an Halloween mit den Kindern zu klingeln, weil keiner aufmacht.“ Tja, so sind sie halt, die Kapitalistensäcke. Wutschnaubende Nachbarn, nur weil man mal eine halbe Nacht auf einem Privatparkplatz geparkt hat, wo Parkplätze doch eigentlich zu den Menschenrechten gehören, oder? Und manche sind sogar schon wieder weggezogen (das müssen die Guten sein!). Tatsache ist: Mindestens die Hälfte der Bewohner hier hat Kinder. Zu Halloween ziehen hier Horden von Kindern durch. Die Parkplätze sind privat, weil sie eben von Privatleuten auch bezahlt werden. Pflege und Schäden an der Privatstraße werden auch von den Eigentümern bezahlt, da ist die öffentliche Hand nicht beteiligt – auch wenn der Schaden gegebenenfalls von Nichtanwohnern verursacht wurde. Vorzeigbar ist der Zustand der (von Privaten bezahlten) Bürgersteige und Fahrbahnen im Vergleich zu den holperigen Straßen und Bürgersteigen drumherum. Da können ältere Menschen endlich gefahrlos laufen, und Radfahrer kriegen kein Schütteltrauma.

Der „Privat-“Spielplatz: Hier gab es sehr heftige Diskussionen, wie das gehandhabt werden sollte. Jetzt stehen diese hässlichen Schilder da, die mir auch eher peinlich sind. Aber warum stehen sie da? Wenn tatsächlich ein Unfall passieren würde, müsste die Eigentümergemeinschaft haften. Wenn hier eine andere Lösung gefunden werden würde, wäre das toll. Das eigentliche Problem, das Sie ansprechen wollen, die Woh­nungs­knappheit, steigende Mieten, Verteilungskampf, wird durch Polemik nur überlagert. Heike Stoof-Sasse

Erbarmungslos

„Trubel unterm Riesenrad“, taz vom 7./8. 4. 2018

Ich war erschrocken, als ich las, wer die Umgestaltung des Spreeparks vornimmt. Denn genau diese beiden Firmen haben vor einigen Jahren den Kleinen Tiergarten und den Ottopark völlig verändert. Frü­her gab es dort sehr viele Nachtigallenbrutpaare, 223 zumeist erhaltenswerte Bäume mehr, wovon 40 die Note „gut“ und zwei die Note „sehr gut“ hatten. 70 Prozent der Sträucher und Büsche wurden gerodet. Siehe unter Bürgerinitiative Silberahorn. Sitzkiesel aus Beton, wovon einer 28.000 Euro gekostet hat, werden von den allermeisten Besuchern nicht gutgeheißen. Es ist damals ein absolut trauriges und erbarmungsloses Projekt gewesen. Die Bäume fielen in der Länge reihenweise um. Trotz 2.000 Unterschriften für eine behutsame Gestaltung mit vielen guten Ideen. Name ist der Redaktion bekannt

taz.die tageszeitung Rudi-Dutschke-Str. 23 10969 Berlin briefe@taz.de www.taz.de

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Krankes
Konsortium

„Der Cannabis-Anbau wird ein Milliardenmarkt“, taz vom 12. 4. 2018

Cannabis als Medizin, die Lösung, die wieder einmal Konzerne benutzt, um die Krankheitskosten zu steigern. Als Schmerzpatient würde ich mir das benötigte Cannabis selbst anbauen, anstatt darauf zu warten, bis ein Arzt mir Cannabis verschreibt. Haben die Politiker und Gesundheitsexperten in der Vergangenheit an den diversen Tests als Probanden mitgewirkt? Hat diese Spezies der Entscheidenden glücklicherweise diese Tests überlebt, aber dabei jetzt zutage tretende irreversible Schäden davongetragen? Oder warum sonst will dieses kranke Konsortium aus Entscheidungstragenden diesen überteuerten Schwachsinn durchdrücken? Rainer Momann, Pucheim