: OPCW bestätigt britische Befunde
Im Fall Skripal hat die internationale Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) britische Vorwürfe gegen Russland bestätigt. Untersuchungen der in Den Haag ansässigen Organisation zur Überwachung der Umsetzung der Chemiewaffenkonvention der Vereinten Nationen „bestätigen die Befunde des Vereinigten Königreichs in Bezug auf die Identität der toxischen Chemikalie, die in Salisbury verwendet wurde und drei Menschen schwer verletzte“, erklärte am Donnerstag das Technische Sekretariat der OPCW. Die Organisation äußerte sich aber nicht zu der Frage, woher das Gift kam und wer vermutlich für den Anschlag im März im südenglischen Salisbury verantwortlich ist.
Dort hatten Passanten am 4. März den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergei Skripal und seine aus Moskau zu Besuch angereiste Tochter Julia Skripal bewusstlos aufgefunden. Sie wurden wegen Vergiftung behandelt. Ermittler identifizierten den Verursacher als Nervengift des Typs Nowitschok, der in der Spätphase der Sowjetunion als Kampfstoff entwickelt wurde.
Die britische Regierung verlangte Aufklärung aus Moskau sowie eine Offenlegung des russischen Nowitschok-Programms gegenüber der OPCW. Als diese Schritte nicht erfolgten, wies Großbritannien 23 russische Diplomaten aus. Insgesamt schlossen sich 24 Länder diesem Schritt an, darunter die USA und Deutschland. Moskau hat mit Ausweisungen und Konsulatsschließungen reagiert und jede Verantwortung für den Vorfall von Salisbury weit von sich gewiesen. In unterschiedlichen Stellungnahmen wurde die Existenz eines Nowitschok-Programms entweder geleugnet oder für beendet erklärt.
Ein anonymes OPCW-Expertenteam nahm auf Wunsch Großbritanniens eigene Untersuchungen auf. Es entnahm Blutproben der Skripals und Umweltproben belasteter Stellen und analysierte sie in eigenen Laboren.
Der komplette OPCW-Expertenbericht ist nicht öffentlich. In der öffentlichen Zusammenfassung steht nach dem Satz über die Bestätigung der britischen Befunde: „Das Team merkt an, dass die toxische Chemikalie von großer Reinheit war. Dies wird aus der fast völligen Abwesenheit von Verunreinigungen geschlossen. Name und Struktur der identifizierten toxischen Chemikalie stehen im vollständigen vertraulichen Bericht des Sekretariats.“
Der Verweis auf die Reinheit weist auf eine Herkunft des Kampfstoffes aus den Labors der ursprünglichen Entwickler hin. Die Bestätigung einer russischen Herkunft ist zwar nicht ausdrücklich enthalten, kann daraus aber geschlossen werden. Welche weiteren Angaben der vollständige Bericht enthält, ist derzeit nicht bekannt.
Dominic Johnson
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