Am Ende

DEMONTAGE Nach dem 0:4 der DFB-Elf gegen Schweden steht Bundestrainer Löw in der Kritik

AUS BERLIN ANDREAS RÜTTENAUER

Am Ende herrschten Ratlosigkeit und Entsetzen. Es war eine Niederlage, wie sie der deutsche Nationalmannschaftsfußball vielleicht noch nie erlebt hat. Das 0:4 im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden stellt den absoluten Tiefpunkt in der Ära Joachim Löw dar. Dem fiel zur Verarbeitung der Niederlage nicht viel mehr ein, als der Satz, den man hört, seit Löw im Sommer 2006 das Traineramt der DFB-Elf übernommen hat: „Wir werden daraus lernen.“ Diese Ankündigung ist beinahe noch magerer, als es die Darbietung der deutschen Fußballer auf dem Feld war.

Die Diskussion über die Befähigung des Bundestrainers für seinen Job wird nach diesem Spiel weitergehen. Längst steht die Frage im Raum: Bundestrainer, kann der das überhaupt? Drei Punkte sind es, die immer wieder kritisiert werden. Er könne nicht coachen, heißt es zum einen immer wieder, verstehe es nicht, vom Spielfeldrand aus die richtigen Impulse zu geben. Seit der rätselhaften Einwechslung des Sprinters David Odonkor im vergeigten EM-Vorrundenspiel 2008 gegen Kroatien gab es immer wieder Situationen, in denen man Löw Mangel an Reaktionsfähigkeit im Spiel vorwarf. Gegen Schweden wechselte er Mario Götze für Thomas Müller ein und Lukas Podolski für Marco Reus. Die Frage, warum er – obwohl er doch sehen musste, wohin die Reise gehen würde – nicht die Defensive gestärkt hat, steht im Raum.

Und auch all diejenigen, die Löw vorwerfen, er habe es versäumt, in der Mannschaft klare Hierarchien zu installieren, müssen sich nach dem Desaster von Berlin bestätigt fühlen. Die Führungsspielerdiskussion, die immer mal wieder aufflackert, wenn die Mannschaft nicht funktioniert, treibt auf einen neuen Höhepunkt zu. Hinter ihr steht die alte Frage: Wo ist der Leithammel, dem es gelingen könnte, die Spieler aufzurütteln, die es versäumen, konzentriert genug zu Werke zu gehen? Die Bubitruppe, deren Kapitän wie ein Musterschüler daherkommt, dem vor allem wichtig ist, seinem Lehrer zu gefallen, taumelte in der Tat orientierungslos über den Rasen.

Und zum Dritten werden auch all diejenigen wieder auf den Plan treten, die in Löw inzwischen einen schlechten Taktiker sehen, der sich mit seiner Angsthasenaufstellung im EM-Halbfinale gegen Italien blamiert habe. Seine taktische Reise vom 4-4-2-Apologeten zum 4-2-3-1-Fußballverwalter hat demnach kein Ziel. Allein die kreative Begabung seines Kaders, könnte eingewendet werden, habe der deutschen Mannschaft ein Blamage zu einem früheren Zeitpunkt erspart.

Das schlechteste Spiel einer DFB-Auswahl seit der Ära Rumpelfuß wird seine Spuren hinterlassen. Das System Löw steht infrage.