Kito Nedoschaut sich in Berlins Galerien um:
Fast vierzig Jahre sind vergangen, seit die Fotografin Ute Mahler die Schauspielerin Renate Krößner in Berlin porträtierte. Krößner stand kurz vor dem großen Durchbruch: sie hatte gerade die Rolle der Sängerin im gefeierten Defa-Drama „Solo Sunny“ des Regisseurs Konrad Wolf gespielt. Im Februar 1980 nahm sie während der Berlinale für ihre darstellerische Leistung den Silbernen Bären entgegen. Das berührende Krößner-Porträt, das die Schauspielerin in Pumps mit weißen Socken zeigt, ist gerade in der Galerie für Moderne Fotografie zu sehen, als Teil der thematischen Gruppenausstellung „Female Female“, welche zudem Kunst von Aino Laberenz, Amira Fritz, Atlanta Rascher, Branimir, Camille Vivier, Frederike Helwig, Katja Rahlwes, Kristin Loschert, Simone Gilges und dem Fotografinnen-Duo Lottermann und Fuentes versammelt (bis 22. 4., Do.–Sa. 12–18 Uhr, Schröderstr. 13).
Lange Zeit galt China als kostengünstige „Werkbank der Welt“. Doch nach dem erklärten Willen der Regierung soll sich das ändern. Das Motto: Qualität statt Quantität. Unter diesem Blickwinkel wirkt die Christian-Jankowski-Ausstellung „Neue Malerei“ bei Grisebach etwas aus der Zeit gefallen. Der Berliner Künstler schickte nach dem Stille-Post-Prinzip Fotovorlagen aus dem Netz (in denen Leute berühmte Gemälde der Kunstgeschichte als „lebende Bilder“ nachstellen) in die südchinesische Stadt Shenzhen, wo sie von Auftragsmalern in teilweise großformatige Gemälde zurückverwandelt wurden. In der Charlottenburger Schau erscheinen Aufwand, Ideengehalt und Ergebnis in einem gewissen Missverhältnis (bis 12. 5., Mo.–Fr. 10–18, Sa. 11–16 Uhr, Fasanenstr. 27).
Weniger verstaubt klingt die Kombination „Kaffee und Kuchen“ seit das Künstler*innenduo April Gertler und Adrian Schiesser vor ein paar Jahren die (mittlerweile) nomadische Ausstellungsreihe „Sonntag“ aus der Taufe gehoben haben. Das Konzept: Jeden dritten Sonntag im Monat laden die beiden jeweils andere Künstler*innen zu einer eintägigen monografischen Ausstellung in eine (ständig wechselnde) Privatwohnung ein. Während der Ausstellungs-Matinée wird der von Gertler und Schiesser gebackene Lieblingskuchen des oder der ausgestellten Künstler*in gereicht. Man kann sich gut über die gezeigte Kunst unterhalten und oft sogar mit dem oder der Künstler*in persönlich. Am 15. April wird die 1980 in Bregenz geborene und in Berlin lebende Künstlerin Maria Anwander zu Gast bei Sonntag sein. In der Nostizstraße 43 zeigt Anwander „no masterpieces, only works“ und versüßt diese mit Torta caprese al cioccolato.
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