Trauer an der Uni

Der Ungleichheitsforscher StephanLeibfried ist überraschend gestorben

Von Benno Schirrmeister

Völlig unerwartet ist der Bremer Ungleichheitsforscher Stephan Leibfried gestorben. „Wir sind sehr überrascht“, so eine Sprecherin der Uni Bremen. „Professor Leibfrieds Tod reißt bei uns eine große Lücke.“ Der Sozialökonom, Mitglied der Berlin Brandenburgischen Akademie, der seit 2012 auch an der Jacobs University lehrte, sei „maßgeblich am Erfolg der Uni beteiligt“.

Auch der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel bezeichnete den Kollegen als „wissenschaftlichen Leuchtturm“ mit Strahlkraft weit über Bremen hinaus. Der 1944 geborene Leibfried hatte, nach seinem Jura- und Politikwissenschafts-Studium an der Freien Uni Berlin, 1972 zu den ersten Promovenden der Bremer Uni gehört. Nur vier Jahre später wurde er zum Professor für Sozialpolitik berufen. Leibfried initiierte erfolgreiche Sonderforschungsbereiche und das Sozialwissenschaftliche Graduiertenkolleg BIGSSS.

Als er 2014 mit dem renommierten Schader-Preis ausgezeichnet wurde, nannte die Heidelberger Völkerrechtlerin Anne Peters ein großes Verdienst seines wissenschaftlichen Wirkens, dass es ihm gelungen sei, „einen Dialog zwischen der Forschung zu Armut, Wohlfahrtsstaat und Wandel der Staatlichkeit“ mit den „Praktikern des Sozialstaats“ zu stiften.

Das Ziel dieses Zwiegesprächs hatte er 2010 als Herausgeber des Oxford Handbook of the Social Welfare State benannt: „Wir müssen“, schrieb er, „einen neuen Gesellschaftsvertrag für das 21. Jahrhundert schmieden, und dieser muss supranationaler und globaler sein denn je.“ Wenig scheint dringlicher, als diese Forderung zu erfüllen.