das portrait
: Horst Heldtlegt sich mit dem DFB an

Zuweilen frech und zynisch: Hannover 96s Sportdirektor Horst Heldt Foto: Swen Pförtner/dpa

Das verbale Wechselspiel mit ihm macht Spaß. Wenn Horst Heldt zu Erklärungen darüber ansetzt, wie der bezahlte Fußball im Allgemeinen funktioniert und was das für Hannover 96 bedeutet, kommt meistens Gutes und Tiefes zum Vorschein. Der ehemalige Profi und aktuelle Sportdirektor blickt über den Tellerrand hinaus. „Es ist möglich, Tradition und Moderne miteinander zu verbinden“, findet Heldt.

Hannover 96 befindet sich in der Bundesliga mitten in der Debatte, ob der deutsche Fußball nicht unter zu viel Kommerz krankt. Heldt versucht einen Konflikt zwischen Vereinsführung und Fans zu moderieren, bei dem es ans Eingemachte geht. Solcher Zoff belastet die Nerven. Und das führt dazu, dass seine Wortwahl nicht immer korrekt bis angemessen ist.

In der vergangenen Woche hat sich Heldt einen Auftritt geleistet, der bundesweit aufhorchen ließ. Vor dem 2:1-Heimsieg gegen Werder Bremen am Freitag hatte Hannover 96 unter umstrittenen Bedingungen mit 2:3 gegen RB Leipzig verloren. In seinem Ärger, vom Schiedsrichter und dem Videoassistent nicht fair behandelt worden zu sein, ließ sich Heldt zu viel Gemoser und einem Foul am wichtigsten Fußball-Funktionär Deutschlands hinreißen. DFB-Präsident Reinhard Grindel, befand Heldt, habe ihn bei der Grundsatzdebatte über die Sinnhaftigkeit des Videoassistenten von oben herab behandelt. Setzen, sechs – so stufte der kleine Mann aus Hannover die Worte des großen Anführers aus Frankfurt ein. Für einen leitenden Angestellten eines Vereins, der 2017 erst wieder in die Erste Liga aufgestiegen ist und dessen Lobby im Kreis der Etablierten besser sein könnte, waren das starke bis zu freche Worte.

Wahrscheinlich muss Heldt so auftreten. Wer sich von Hannover aus Gehör und Gewicht verschaffen will, ist darauf angewiesen, sehr meinungsstark zu sein. Dass der Sportdirektor mit seiner frechen, zuweilen zynischen Art auch mal aneckt, ist verständlich. Heldt sitzt bei der Kontroverse zwischen Vereinsführung und kritischen Fans, die sich mit der Art von Präsident Martin Kind nicht anfreunden können, zwischen den Stühlen. Er versucht einen Streit zu schlichten, der sich schon lange vor seinem Wechsel nach Hannover aufgebaut hat. Sollte er es trotzdem schaffen, eine neue Harmonie einziehen zu lassen, hätte er was verdient? Eine Eins mit Sternchen. Christian Otto