wortwechsel
: Alarm? Wenn der Robo-Pfleger kommt …

Übernehmen Roboter bald unsere Arbeitsplätze? Wird die Automatisierung mystifiziert? Und warum gilt immer noch: „sicheres Herkunftsland“ = sicheres Arbeitsverbot?

Eine Sie? Ein Er? Ein Es! Verkauft Kaffee­maschinen in Japan Foto: Issei Kato/reuters

betr.: „Keine Angst vor Robotern“, taz vom 3. 4. 18

Automationsindustrie

Wie können Sie nach 40 Jahren Erfahrung mit Automation und ihren ökonomischen und sozialen Folgen noch behaupten, durch Pflegeroboter könne sich „das Pflegepersonal dann auf die Dinge konzentrieren, die die Künstliche Intelligenz (KI) nicht kann: menschlich sein“? Wie Sie selbst sagen, wird der Robotik­einsatz (wie auch der der KI, mit der Sie das vermischen) durch den ökonomischen Konkurrenzdruck vorangetrieben. Sprich: Roboter werden dort eingesetzt, wo sich dadurch menschliche Arbeitskraft ersetzen lässt. Die wenigen Menschen, die bei der Automation übrig bleiben, erleben eine extreme Intensivierung ihrer Arbeit, die zu einer reinen Kontrolltätigkeit wird. Aber das wissen wir alle bereits seit Jahrzehnten. Warum servieren Sie uns Argumente, mit denen die Automationsindustrie ihre KritikerInnen vor vielen Jahren schon ruhigzustellen versucht hat? Was sollte ein KI-Kodex daran ändern, dass Menschen durch Maschinen ersetzt und danach arbeitslos werden oder einen extrem beschissenen Job machen müssen? Der Kodex müsste lauten: Durch KI- und Robotikeinsatz dürfen grundsätzlich keine menschlichen Arbeitsplätze wegfallen! Aber das ist in einer markt-gesteuerten kapitalistischen Gesellschaft nicht realisierbar.

Imma Harms, Reichenow

Entmenschlichung

Wir haben ein Wirtschaftssystem geschaffen, das zur Entmenschlichung von immer mehr Bereichen des Lebens führt – und nun sollen Roboter dafür sorgen, dass wir wieder mehr Zeit für Menschlichkeit haben? Die Argumentation erinnert an diejenige, sich statt mit der Lösung von Umweltproblemen hier auf der Erde lieber mit der Umsiedlung zum Mars zu beschäftigen! Wie wäre es, ausreichend Geld zum Beispiel in die Pflege zu investieren, damit sie wieder menschlicher werden kann? Wenn Pflegetätigkeiten von Maschinen ausgeführt werden – mit welcher Begründung will man dann noch verhindern, dass die Stelle der Pflegerin/des Pflegers vollständig wegrationalisiert wird? Zum Thema Zeitersparnis empfehle ich, falls man die Prä-Internet-Ära nicht selbst miterlebt hat, doch einmal nachzufragen, ob man denn damals gefühlt mehr Zeit hatte oder weniger? Es ist mittlerweile eine Binsenweisheit, dass der Einsatz von Maschinen immer nur eine Verlagerung von Verpflichtungen bedeutet, nie ihre Reduzierung. Der angebliche Gewinn von Zeit und Menschlichkeit durch den Einsatz sogenannter künstlicher Intelligenz ist eine meist von handfesten finanziellen Interessen geförderte Illusion, von der man sich so schnell wie möglich befreien sollte.

Friedemann Lange, Stutensee

Robo-Pfleger

Mit ein bisschen Ethik und einem Kodex wird das schon alles funktionieren, und es wird uns eine rosarote Zukunft vorgegaukelt, in der uns Roboter die Arbeit abnehmen und wir endlich nur noch das machen können, was uns gefällt. Ich freue mich schon auf den ethischen Robo-Pfleger im Altenheim, der mich in 30 Jahren aus dem Bett hievt.

Und es braucht keiner zu glauben, dass dann noch menschliches Personal eingestellt und bezahlt wird, um die „menschlichen“ Tätigkeiten auszuführen. Weil die Wirtschaft sich das dann nämlich spart und die Rendite besser wird. Die dann arbeitslosen Menschen (denen eingeredet wird, sie seien selbst schuld an ihrer Arbeitslosigkeit, und die drangsaliert werden) freuen sich über ihre tolle Hartz-IV-Freizeit und erzählen ihren Kindern Geschichten. Oder können die Eltern womöglich mit ihren Kindern gar nicht mehr kommunizieren, weil die Maschinen und Tablets sich ja jetzt schon um unsere Kinder kümmern? Aber egal, der Mensch kann sich dann über das Wetter freuen, das Klima und die Umwelt werden sich dann allerdings noch etwas verändert haben aufgrund der Ressourcen­intensität all dieser Geräte.

Christiane Zurmühl, Hohen Neuendorf

Mystifizierung

Mich beunruhigt die Mystik, die den technischen Fortschritt (KI, Roboter, Gentechnik) umgibt. So beschreibt auch vorliegender Artikel eine undurchschaubare Wundertechnik, die alle Probleme löst und damit in jeden Lebensbereich eingreift. Und erzeugt damit jene Angst, gegen die er angeblich anschreibt. Der zweite Punkt: Ethikkommissionen. Heute genügt ein Businessplan als Nützlichkeitsnachweis für eine Technologie. Ein schönes Beispiel hierfür ist Industrie 4.0 („Muss man machen, weil das jetzt einfach dran ist. Weitere Erklärungen nicht nötig.“)

Da helfen keine Ethikkommissionen mit mystischer Aura. Da müssen Wirtschaft und Politik zum ernsthaften Dialog gezwungen werden.

Thomas Damrau, Böblingen

Gesetz ohne Schutz?

„Heikle Daten von der Post“, taz vom 3. 4. 18

Wenn das „strikt eingehaltene Datenschutzgesetzt“ es erlaubt, dass Bürgerdaten zum Zweck politisch motivierter Ausspähung benutzt werden, hat es mit „Schutz“ nichts zu tun.

Es ist nur ein weiteres Beispiel für die Irreführung der Bevölkerung, ähnlich wie das „Gesetz zur Regelung der Miethöhe (MHG)“ (Begrenzung der Mieterhöhungen) oder die „Emissionsschutzgesetze“, die das Gegenteil ihrer angeblichen ­Zwecke „erlauben“. Lothar Picht, Sandhausen

Werden wir Polizeistaat?

„Alle geben sich betont gelassen“, taz vom 4. 4. 18

Im August 1940 wurde der katalanische Ministerpräsident L. Companys im besetzten Frankreich verhaftet und den spanischen Faschisten ausgeliefert.

Er wurde am 15. 10. 1940 erschossen. Da agiert die schleswig-holsteinische Polizei und Staatsanwaltschaft im Fall Puigdemont ja in guter deutscher Tradition!

Wie viele Rechtsverstöße, siehe auch die G20-Polizeigewalt, müssen ­eigentlich noch geschehen, bis seitens ­unserer Regierung und/oder der Be­völkerung wie 1968 endlich eingegriffen wird?

Ich schäme mich für den deutschen Polizeistaat. Dirk A. Müller, Lüneburg

Sicheres Arbeitsverbot

„Testfall für grüne Willkommenskultur“, taz vom 29. 3. 2018

Beim Thema „sichere Herkunftsstaaten“ wird hier ein sehr wichtiger Aspekt nicht genannt: Es geht nicht darum, „schneller entscheiden oder abschieben zu können“, auch diese Flüchtlinge haben das Recht auf Anhörung.

Entscheidend ist: Für Flüchtlinge aus „sicheren Herkunftsländern“ besteht ein generelles und absolutes Arbeitsverbot, sie sind dazu verdammt, unter Umständen jahrelang sinnlos dahinzuvegetieren ohne die Möglichkeit zu Arbeit oder Ausbildung.

Natürlich haben sie auch kein Recht auf Sprachkurse. Von Anfang an soll ihnen jede Integrationsmöglichkeit genommen werden.

Deshalb ist die Ausweitung der „sicheren Herkunftsländer“ unmenschlich und sollte nicht Gegenstand von Verhandlungen sein. Christoph Käss, Ulm

Zum Ausschneiden!

„taz zahl ich“, taz vom 3. 4. 18

Liebe tazler, ich freue mich immer wieder über Eure gelungenen Karikaturen.

Besonders zum Beispiel auch über die entzückende taz-zahl-ich-„Anzeige“ mit der Nachricht: „Die taz ist ein kommunistisches Drecksblatt“ … umrahmt mit Totenschädeln als Blüten.

Ich schneide mir diese Sachen aus und schau sie zur Stimmungsaufhellung immer mal wieder an, wenn es durch die Nachrichten aus Umwelt, Wirtschaft und Politik vonnöten ist. Grüße an den Designer! Anita Schwaier, Angermünde