MDR klärt sich weiter auf

Korruptionsverdacht gegen Mohren noch nicht vom Tisch. Vorwurf der Schleichwerbung weiter umstritten

DRESDEN taz ■ Die Aufsichtsgremien des Mitteldeutschen Rundfunks dringen weiterhin auf eine konsequente Aufklärung der Korruptionsvorwürfe gegen den ehemaligen Sportchef Wilfried Mohren und der Schleichwerbungsvorwürfe. Eine Sitzung vom Montag aber brachte kaum neue Erkenntnisse, nachdem Intendant Udo Reiter bereits am 24. August eine umfassende Erklärung vor dem Rundfunk- und dem Verwaltungsrat abgegeben und Fehler eingeräumt hatte.

Beide Gremien verlangen, im Korruptionsfall Mohren künftig gründlich informiert zu werden und Einsicht in den kompletten Abschlussbericht zu erhalten. Das Aufgabenfeld der beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC wurde ferner auf Kontrollmechanismen, Regelwerk sowie Programm-, Personal- und Organisationsstrukturen des MDR ausgedehnt. Nach Informationen aus dem Rundfunkrat tendiert mittlerweile auch eine Mehrheit des 30-köpfigen Gremiums dafür, Privatisierung, Outsourcing und öffentlich-rechtlichen Programmauftrag einer Neubewertung zu unterziehen. Für eine Entflechtung vom privaten Bereich hatte gegenüber der taz der sächsische CDU-Landtagsabgeordnete Roland Wöller plädiert.

Auch hinsichtlich der platzierten Schleichwerbung in Produktionen der beauftragten Gesellschaften Bavaria-Film GmbH und Saxonia Media Filmproduktionsgesellschaft verlangen die Rundfunkräte zügige Aufklärung. So steht noch ein Bericht der Bavaria-Geschäftsführung aus. Auch hier stehen noch umfassende Prüfungen aus.

Bereits Ende August hatte der MDR einen angeblichen weiteren Schleichwerbungsfall dementiert. Die Magdeburger Volksstimme berichtete zuvor, der MDR habe unzulässig eine halbe Million Euro für Gewinnspiele kassiert. Ein Interview mit Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt, hatte diesen Verdacht erhärtet. Laut MDR handelt es sich aber um eine legale Zusammenarbeit mit drei Lottogesellschaften, die den ARD-Werberichtlinien entspreche. Intendant Reiter hatte bereits angekündigt, die Produktionshilfen durch Dritte zu überprüfen. Hier handelt es sich nach Meinung von Kritikern um eine schwer kontrollierbare Grauzone. Ein inzwischen aufgetauchter ähnlicher Schleichwerbungsverdacht gegen das Jugendradio „Jump“ spielte auf der Sitzung am Montag keine Rolle.

Nach dem Gespräch der Verwaltungsratsvorsitzenden Dagmar Schipanski und des Rundfunkratsvorsitzenden Klaus Husemann mit dem Magdeburger Staatskanzleichef Robra ist auch dessen Vorwurf eines „Kontrolldefizits“ vom Tisch. Ein Abschluss der Untersuchungen der den MDR belastenden Fälle ist nicht vor Ende November zu erwarten. MICHAEL BARTSCH