Demonstration gegen den König von Tonga

Im monarchischen Inselstaat im Südpazifik demonstrieren ein Zehntel der BewohnerInnen für die Demokratie

WELLINGTON dpa ■ Beim ersten Massenprotest gegen die herrschende Monarchie im südpazifischen Inselstaat Tonga haben rund 10.000 Menschen schnellen demokratischen Wandel verlangt. Am Königspalast übergaben die Teilnehmer gestern eine Petition mit 20.000 Unterschriften, in der sie politische Reformen im einzigen Königreich im Pazifikraum fordern. König Taufa'ahau Tupou IV. (87) ließ daraufhin über seinen Privatsekretär verkünden, er werde „in naher Zukunft“ das politische System verändern müssen, wie der Rundfunksender Radio New Zealand weiter meldete.

Der Demonstrationszug durch die Hauptstadt Nukualofa verlief den Angaben zufolge völlig friedlich. Auf Spruchbändern stand jedoch unter anderem: „Haut ab oder wir werfen euch raus.“ Vor dem Palast hielten die Teilnehmer eine improvisierte Andacht ab. Der höchste Diplomat Neuseelands in Tonga, Michael McBryde, hatte am Wochenende die Hoffnung geäußert, der Protest könnte möglicherweise der Beginn einer friedlichen Revolution in dem Inselstaat sein.

In dem Königreich der 172 Inseln, auf halbem Wege zwischen Neuseeland und Südamerika an der Datumsgrenze gelegen, leben rund 110.000 Menschen. Im Parlament kontrollieren der seit 40 Jahren amtierende König Tupou und verbündete Adlige 21 der 30 Sitze. Tonga ist seit 1876 Deutschland mit einem Freundschaftsvertrag verbunden, der 1977 erneuert wurde. Sieben Jahre zuvor hatte das britische Protektorat die Unabhängigkeit erlangt.

Der Protestzug war ursprünglich zur Unterstützung streikender Beamter geplant, die für bessere Bezahlung vor sechs Wochen die Arbeit niedergelegt hatten. Nach dem Versprechen des Königs, die Gehälter um bis zu 80 Prozent anzuheben, brachen die Staatsbediensteten ihren Ausstand am Montag ab.