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: Verlieren ist Mist

Hannover 96 will nun auch Videobeweis sowie Opposition im Verein abschaffen

Hannover 96 ist schon ein ulkiger Verein. Das fiel am vergangenen Osterspieltagswochenende besonders auf. Es gibt wohl kaum einen Klub, der sich so viel herausnehmen möchte und umgekehrt so wenig bietet, was man herausheben könnte. Da wären zwei deutsche Meistertitel, zu Zeiten von Adolf Hitler (1938) und Konrad Adenauer (1954), und der Pokalsieg von 1992 – immerhin auch schon ein Vierteljahrhundert her. Der große Rest der 96er-Geschichte langweilt nur. Momentan knüpft der Verein gar wieder an alte Zeiten an, in denen man sich als notorischer Pendler zwischen Liga eins und zwei einen Namen machte.

Trotz alledem arbeitet der Klub an großen wegweisenden Projekten. Das Geschäftsmodell der Bundesliga soll mit der Aushöhlung der 50+1-Regel, welche die Profiligen vor dem Einfluss von Investoren schützt, aus den Angeln gehoben werden. Daran tüftelt Vereinspräsident und Unternehmer Martin Kind schon lange. Zu Ostern hat man sich zwei neuen großen Themen zugewandt.

Der Videobeweis, der mittlerweile auch die Weihen der Fifa erhalten hat, soll auf den Prüfstand gestellt werden. In einem Brief an die DFL und den DFB hat der Verein nach der 2:3-Niederlage gegen Leipzig und einem nicht gegebenen Tor Klärungsbedarf angemahnt. „Bisweilen“, findet der einstige Verfechter des Videobeweise und 96er-Manager Horst Heldt, sei das ein gutes Hilfsmittel, „aber so ist er für uns nicht mehr akzeptabel“. Anders formuliert: Verlieren ist einfach Mist.

Zum anderen machte der Verein bei der Partie gegen Leipzig von seinem Hausrecht Gebrauch, dass das Grundrecht auf Meinungsfreiheit (Artikel 5 des Grundgesetzes) nicht für das Stadion von Hannover 96 zu gelten hat. Das gegen den Russlandlobbyisten und Aufsichtsratschef Gerhard Schröder gerichtete Spruchband „Sanktionen für Russland und seine Helfer!“ wurde nicht zugelassen. Bei Hannover 96 werden nur noch Kind-gerechte Parolen geduldet. Johannes Kopp