Hausprojekt entschlüsselt

LINIENSTRASSE Bewohner übergeben Eigentümer Schlüssel. Sie haben Angst vor Entmietung

Am Donnerstag mussten die BewohnerInnen des ehemals besetzten Hauses in der Linienstraße 206 in Mitte den Hausschlüssel an einen der Eigentümer, Bernd-Ullrich Lippert, übergeben. Die Übergabe ist für die eine Eskalation des schon länger schwelenden Konflikts um das Haus. Für sie ist klar, dass die Eigentümer sie loswerden wollen, es habe bereits eine Abmahnung und eine Kündigung gegeben, berichteten Bewohner (siehe taz vom 18. Oktober).

Lippert ist am Donnerstag mit einem Handwerker durch Flure und Treppenhäuser gegangen. Die Absicht sei, „zu sehen, was man so machen kann“, zitiert ihn ein Hausbewohner. Auf Lipperts Tour durchs Haus, die die BewohnerInnen nur ausnahmsweise dulden wollten, begleiteten ihn am Donnerstag etliche BewohnerInnen und UnterstützerInnen des Projekts.

Hier wird spekuliert

Sie befürchten, dass der Eigentümer das Haus zu seinem Spektulationsobjekt machen möchte. Innerhalb weniger Jahre habe sich der Kaufpreis auf 600.000 Euro verdoppelt, das Haus wurde mehrmals veräußert. Die aktuellen Eigentümer wollten offenbar den bisher spekulativen Gewinn realisieren, sagt ein Bewohner, deshalb müssten die Mieter raus. Genaues würden sie aber nicht wissen. Lippert war für die taz telefonisch nicht zu erreichen.

Ihre Absicht sei noch immer, das Haus als Wohnprojekt zu erhalten. Es sei eine der letzen Möglichkeiten, in Mitte sozialverträglich zu wohnen. Deshalb wollen sie es kaufen. „Wir fangen gerade an, mit Politikern zu reden, damit Lippert sich auf Gespräche einlässt“, berichtete der Bewohner. NIKOLAI SCHREITER