Torben Becker
sichtet die sozialen Bewegungen der Stadt
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In der aktuellen Woche werden ausgehend von einem Einblick in die Kritische Theo­rie Veranstaltungen und Proteste zur praktischen Ideologiekritik aufgegriffen. Dabei geht es einerseits um eine Kritik am Kapital und andererseits an rechten Organisationen: Eine fundierte Kritik bestehender sozioökonomischer Verhältnisse muss nämlich gleichsam rechte Identitätspolitiken mit in den Blick nehmen.

Eröffnet wird die Woche heute mit einem historischen Rückgriff. Die Pariser Vorlesungen des Sozialphilosophen Herbert Marcuse von 1974 werden in der Buchvorstellung „Kapitalismus und Opposition: Die Verhältnisse verstehen und überwinden“ als kritische Bildungsmaterialien aufgearbeitet. Marcuse analysierte seinerzeit bereits scharf die neoliberalen Tendenzen des Kapitalismus und stellte Fragen nach Widerstand, Aufbegehren und Engagement. Lisa Doppler und Peter-Erwin Jansen, die den Band herausgeben, sahen in der bestechenden Aktualität von Marcuses Gedanken die Notwendigkeit, diese Vorlesungen zu übersetzen und heute in der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu diskutieren (22. 3., 19 Uhr, Franz-Mehring-Platz 1).

Zentral für die Kritische Theorie war und ist die Analyse bestehender kapitalistischer Herrschaftsverhältnisse und das Entlarven damit verbundener Ideologien. Im globalisierten Zeitalter kommt diese Perspektive nicht ohne internationalistische Blickrichtung aus. Daher wird eine praktische Ideologiekritik am Freitagabend in der Bunten Kuh in Weißensee mit Vertreter*innen der antifaschistischen Szene der Niederlande diskutiert. Sie stellen das vor rund zehn Jahren erarbeitete Konzept „Laat Ze Niet Lopen“ vor, das, basierend auf dezentralen Strukturen, Interventionsmöglichkeiten und Antworten auf das Erstarken rechtsextremer Organisationen und Gruppieren geben möchte (23. 3., 19. 30 Uhr, Bernkasteler Straße 78).

Am Samstag findet eine ähnlich dezentrale Aktion statt – nämlich in Berlin-Johannisthal. Dort wird gegen ein Büro der AfD protestiert, das seit zwei Jahren als Katalysator für die lokale rechte Hetze wahrgenommen wird (24. 3., 14 Uhr, S-Bhf. Schöneweide/Sterndamm).

Eine seitens der Rechten selbst international vernetzte Bewegung ist die der Identitären. Am Montag wird im Rahmen eines Vortrags im Fanladen des Vereins Babelsberg 03 in Potsdam erörtert, wie man auf dieses popkulturelle Phänomen der Rechtsextremen am Besten reagieren kann, was deren Ziele sind und in welcher Verbindung sie zu anderen rechten Organisationen stehen (26. 3., 19 Uhr, Karl-Gruhl-Str. 62).