Sonntags überm Rhein

Kölner Brückenkletterer löst Großeinsatz aus

Sonntagsspaziergänge müssen nicht langweilig sein, wenn man eine landschaftlich reizvolle Route in anspruchsvollem Terrain wählt. Das vermochte gestern eine dpa-Meldung zu belegen. Natürlich hilft es auch, wenn man rotzbesoffen ist. Ein 46-jähriger Mann demonstrierte beides eindrücklich am vergangenen Sonntagmittag, indem er nicht einfach den schnöden Fußweg der Kölner Südbrücke nahm, sondern keck über die Stahlträger der Brücke balancierte, die in beachtlicher Höhe den Rhein überspannt. Die waghalsige Tat sicherte dem Ausflügler ein staunendes Publikum, unter das sich auch Bundespolizei, Feuerwehr und Wasserschutzpolizei mischte. Sogar der Güterverkehr auf der reichlich befahrenen Strecke pausierte, weil der Strom der Oberleitungen abgeschaltet werden musste, damit der Aerobat nicht vor Ablauf der Kür verschmorte. „Nach einiger Zeit“, wie die Meldung unbestimmt wiedergibt, konnte die geballte Staatsmacht den schwindelfreien Brückenläufer zur Rückkehr auf sicheren Boden bewegen. Anschließend wurde flugs ein Atemtest vorgenommen, den der verwegene Draufgänger mit einem soliden Promille bestand, woraufhin er im Krankenhaus sicherheitshalber psychologisch untersucht wurde. Diagnose: Faustdicker Festtags-Ennui.