Jetzt hilft Hertha nur noch Voodoo

Bei Hertha reicht einfaches Gesundbeten nicht mehr

VON MARKUS VÖLKER

So ungewöhnlich ist es ja nicht, dass Hertha BSC am 11. Spieltag der Bundesliga am Tabellenende steht. Ähnlich vertrackt war die Situation auch vor zwölf Jahren. Der Aufsteiger aus der zweiten Liga versuchte sich unter Trainer Jürgen Röber im Oberhaus zu etablieren. Es ging damals aber drunter und drüber. Das Präsidium war sich uneins. Niederlagen häuften sich. Die Bild-Zeitung fragte spöttisch: „Herthaner, was macht Ihr eigentlich beruflich?“ Dann kam ein Spiel gegen den Karlsruher SC, das die Wende brachte. Hertha wurde nach Saisonende sogar noch Elfter.

Am kommenden Sonntag ist es der 1. FC Köln, der in Berlin Punkte lassen soll. Es ist ein sogenanntes Schlüsselspiel. Der Ausgang der Partie könnte über den restlichen Saisonverlauf entscheiden. Man wird in den kommenden Tagen bestimmt öfter vom KSC-Kick des Jahres 1997 lesen, doch so einfach wiederholt sich Geschichte nicht, zumal es kaum Parallelen gibt. Seinerzeit stand Hertha am Beginn einer erfolgreichen Ära. Trainer Röber und Manager Hoeneß begannen gerade, ihre Macht auszubauen. Spieler wie Rekdal, Sverrisson oder Kiraly schickten sich erst an, der Mannschaft ihre Prägung zu verpassen.

Friedhelm Funkel hat schon alles versucht

Heute ist Hertha BSC kein Projekt, kein Versprechen an die Zukunft. Bei Hertha ist nur noch reine Krisenintervention angesagt. Die triste Gegenwart bestimmt das Geschäft in Charlottenburg. Trainer Friedhelm Funkel ist jener Therapeut, der die Elf kurieren soll. Er hat es mit den herkömmlichen Mitteln versucht: einfühlsamen Gesprächen, harten Trainingseinheiten, taktischen Umstellungen, den üblichen Parolen. Bisher vergebens. Mittlerweile räumt er ein, es noch nie mit einer derart harten Nuss zu tun gehabt zu haben. Funkel merkt, dass er sich nicht mehr auf die vertrauten Werkzeuge seiner Trainerarbeit verlassen kann. Die schlimme Lage mit nur vier Punkten am Tabellenende verlangt wohl eher nach einem Voodoo-Heiler, schamanischen Handaufleger oder Hypnotiseur.

Das normale Gesundbeten des kranken Patienten funktioniert offensichtlich nicht mehr, jetzt ist ein Funkel gefragt, der sich neu erfindet als Fußballtherapeut. Das ist nicht einfach. Aber was ist schon einfach in diesen Tagen bei Hertha BSC Berlin.