Ohne Herz und ohne Schwinge

Man sollte nicht über Abschied sprechen, wenn jemand noch gar nicht angekommen ist. Nur heute machen wir eine Ausnahme. Reden wir von Elmar Goerden, der im Oktober die Intendanz am Schauspielhaus Bochum übernimmt. Er wird ankommen, wird arbeiten, wird gute Stücke inszenieren und schlechte, und irgendwann wieder gehen. So ist das bei Intendanten. Und wenn Goerden in einigen Jahren aufbricht, werden die Menschen nach einem Symbol suchen, einem Logo, unter dem sich das Schaffen dieses Regisseurs zusammenfassen lässt. Sie werden suchen. Sie werden aber nichts finden.

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern legt Goerden nur wenig Wert auf ein mit Bedeutung gefülltes Signet für sein Haus. Bei Haußmann war es das Herz im Strahlenkranz, es stand für junges Schauspiel, für die Abkehr vom müffelnden Stadttheater, für eine Bühne mit Herz und Herzblut. Als im Herbst 2000 Matthias Hartmann die Bochumer Bühne enterte, schuf er die Schwinge, die einen Aufschwung signalisieren sollte, finanziell wie künstlerisch.

Goerden hingegen tritt lediglich mit einem Leitsatz an: „Von hier aus.“ Okay, aber wohin? Das Ziel ist unbekannt. Vielleicht soll auch deshalb nicht mit einem eindeutigen Signet gearbeitet werden, sondern mit Rechtecken und Piktogrammen, im Moment ist es ein kleines Männchen. Diese Elemente sollen, so ist im Schauspielhaus zu hören, „spielerisch“ eingesetzt werden. Ob sie aber auch stellvertretend für etwas stehen werden? ROS