AVANTGARDEROCK
: Konsequente Vielschichtigkeit

Leicht zugänglich ist Peter Hammills Werk nicht. Wer sich die komplexe Musik des 63-Jährigen erschließen will, braucht Zeit, Geduld und Ausdauer: mehr als 40 Alben hat der Brite bis heute veröffentlicht. Schon seine legendäre Progrock-Band Van der Graaf Generator manövrierte sich ab 1967 mit komplexen Songstrukturen und bisweilen arg chaotischen musikalischen Versuchsanordnungen an den äußersten Rand des Progrock-Mainstreams. Anstelle von elektrischen Gitarren setzte das nach dem fast gleichnamigen Bandgenerator benannte Trio ein eigenwilliges Zusammenspiel von Orgel und Saxophon. Im Zentrum der zwischen Lyrik und expressivem Free Jazz oszillierenden Musik aber standen stets Peter Hammills mit ausdrucksstarker Stimme – von Bariton bis Falsett nebst Grunzen, Schreien und Quieken – gesungenen kryptisch-paranoiden und düster-existenzialistischen Texte voller wissenschaftlicher, historischer und literarischer Verweise. Seit dem zwischenzeitlichen Ende von Van der Graaf Generator war Hammill dann solo unterwegs. Überaus produktiv und facettenreich: avantgardistische Elektronikexperimente, Improvisation, Filmmusik, melancholische Balladen und sogar eine Oper hat der Artrocker veröffentlicht. Im April ist Hammills 31. Solo-Album „Consequences“ erschienen. Solo im vollen Sinne: Alle Songs hat er geschrieben, alle Instrumente gespielt und das Album selbst produziert. Dabei ist der Avantgardist nicht nur wieder zugänglicher und eingängiger geworden als zuletzt, sondern hat diesmal auch noch konsequenter umgesetzt, was seine Alben immer schon ausgezeichnet hat: vielschichtig übereinandergelegte Chorgesänge.  MATT

■ So, 21. 10., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36