Jedes Schlagloch knallt

Fachforum des ADAC zur Lärmminderung in Städten: „Flüsterasphalt“ und besondere Reifen wirken nur bei hohen Geschwindigkeiten

von Gernot Knödler

Der Verkehrslärm auf Stadtstraßen kann vor allem durch eine geschickte Verkehrssteuerung und gut instand gehaltene Asphaltfahrbahnen verringert werden. Das ist auf einem Fachforum des ADAC Hansa zur Lärmminderung in Städten und Gemeinden deutlich geworden. Neueste Reifen- oder Fahrbahntechnik anzuwenden, scheint sich dagegen erst bei hohen Geschwindigkeiten zu lohnen.

Schon lange ist klar, dass Lärm krank machen kann. Seit dem 25. Juni gibt es eine EU-Richtlinie zum Umgebungslärm (2002/49/EG), die vor einem Jahr auf den letzten Drücker in deutsches Recht gegossen wurde und den Senat zwingt, bis spätestens zum 30. Juni 2007 Lärmkarten für die Hautpverkehrsstraßen vorzulegen. Bis zum 18. Juli 2008 muss ein Aktionsplan vorliegen, in dem der Senat beschreibt, wie er dem Lärm zu Leibe rücken will. Für eine solche Mammutaufgabe ist das nicht viel Zeit, weshalb die Umweltbehörde bereits seit geraumer Zeit an solchen Karten arbeitet. Weiter noch ist Norderstedt, wo unter Beteiligung der Öffentlichkeit bereits am Aktionsplan gearbeitet wird.

Den Prozentsätzen nach, die beim Forum genannt wurden, fühlt sich mindestens ein Drittel der Bevölkerung durch den Straßenverkehrslärm gestört und/ oder belästigt. In Städten und Gemeinden stellt der Straßenverkehrslärm flächendeckend das größte Problem dar, wie sich an den von der Umweltbehörde erarbeiteten Karten auf den ersten Blick erkennen lässt.

Die besonderen Hoffnungen, die der ADAC auf Verbesserungen bei den Reifen und dem Straßenbelag setzte, wurden enttäuscht. Das Geräusch der Reifen auf der Fahrbahn wird bei PKW erst ab 40 bis 50 Stundenkilometern lauter als das Geräusch des Antriebs, bei LKW erst ab etwa 60 Stundenkilometern.

Wie groß das Entwicklungspotenzial bei Reifen ist, blieb offen. In den vergangenen 20 Jahren ist der beste Reifen nach Angaben der Firma Continental um drei Dezibel (dB(A)) leiser geworden. Das entspricht einer Halbierung des Schalldrucks. Halb so laut wirkt erst eine Verringerung um zehn dB(A). Lärmarme Reifen gibt es schon heute. Diese Eigenschaft spielt als Verkaufsargument aber keine besondere Rolle. Beim Reifentest des ADAC fließt sie zu fünf Prozent ein.

Offenporiger Asphalt („Flüsterasphalt“) wird seit acht Jahren auf dem niedersächsischen Abschnitt der A2 getestet. Neben Lärm schluckt er Wasser und verhindert so Sprühfahnen und Aquaplaning. Dafür hält er weniger lang als andere Fahrbahndecken – wie lange, ist unklar. Für die Stadt ist er nach einer Untersuchung des Hamburger Lärmkontors ungeeignet: Die Poren setzen sich zu, häufige Straßenreparaturen zerstören den Aufbau, Öl und Gift versickern darin.

Innerorts könnte der Lärm nach ADAC-Ansicht schon verringert werden, indem die Zahl der Schlaglöcher verringert wird. Die vom ADAC geforderte Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit auf Ausfallstraßen wäre allerdings kontraproduktiv, so ein Fachmann: Sie verstärkt den Verschleiß. Helfen würde auch eine Verkehrssteuerung, die häufiges Anfahren und hohe Drehzahlen vermeidet. Wo sich der Lärm nicht auf ein gesundheitsverträgliches Maß begrenzen lässt, könnte der Flächennutzungsplan geändert werden.