Schielen auf die Fußball-WM

Internationaler Kongress zum Katastrophenschutz der Feuerwehr Hamburg. Kompetenzgerangel und Bürokratie verhindert noch immer schnelle Hilfe

Katastrophenschutz im Allgemeinen und hinsichtlich der Fußball-WM im Besonderen steht ab heute im Mittelpunkt des „3. International Emergency and Rescue-Congress“ (Intercon) der Feuerwehr Hamburg. 800 Wissenschaftler, Experten, Katastrophenschützer und -helfer aus 20 Nationen sind gekommen, um über ihre Erfahrungen zu berichten, aber auch über wissenschaftliche Erkenntnisse zur Vorbeugung zu beraten. „Bei allen Katastrophen haben wir gesehen, wer nicht vorbeugt“, so Hamburgs Feuerwehrchef Dieter Farrenkopf, „hat es anschließend bei der Bewältigung schwer.“

Ein Hauptthema ist natürlich die Vorbereitung auf die WM im nächsten Jahr und welche Maßnahmen bei Risiko-Großveranstaltungen zur Bewältigung von Großlagen zu treffen sind, um gut vorbereitet zu sein, so Farrenkopf. „Der internationale Erfahrungsaustausch mit Experten, die in Desastersituationen gewesen sind“, schwärmt er, „sind der große Schatz.“ Denn noch immer stünden Kompetenzgerangel und Bürokratie einer schnellen Hilfe im Notfall oft im Weg. „Wir brauchen ein Katastrophenmanagement-System aus einem Guss“, moniert Farrenkopf. So würden in jedem Bundesland die Rettungsdienste autonom agieren.

Aber auch die Bewältigung von Umweltkatastrophen steht vor dem Hintergrund des Hurrikans „Katrina“ und den Folgen für New Orleans auf dem Programm. „Wir haben mit solchen Ereignissen nicht zu rechnen“, beruhigt Gerd Tetzlaff von der Deutschen Meterologischen Gesellschaft. Aber die Flutkatastrophen wie in den Alpen oder der Elbe „reichten ja auch schon aus“. Und, so Tetzlaff: „Physikalisch sind wesentlich größere Ereignisse denkbar.“

Doch selbst nach der Elbeflut hat sich nichts geändert. Der Bund sei immer noch für das Gewässer, das Land für die Deiche und die Städte für die Brücken zuständig. „Manchmal ist es der Politik wichtiger, sich eigene Denkmäler in der Stadt zu setzen als Deiche zu sichern“, kritisiert Farrenkopf. Daher ist für ihn dieser Kongress auch ein Mittel, „Druck zu machen, dass sich in diesem Bereich etwas bewegen muss“. Doch teilnehmen würden wieder nur Experten, bemängelt er, „aber nicht diejenigen, die über Katastrophenschutz zu entscheiden haben“. KAI VON APPEN

Info: www.internationaler-kongress.de.