Hannover sponsert Werder Bremen

AGRARINDUSTRIE Umwegrentabilität: Die EU und das Land Niedersachsen pampern Wiesenhof mit so viel Geld, dass der Geflügelmast-Marktführer damit Werbung auf Fußballertrikots bezahlen kann

„Es ist befremdlich, den Marktführer zu subventionieren“

CHRISTIAN MEYER, GRÜNE

Niedersachsens Landesregierung hat die Geflügelmastindustrie seit 2007 mit über vier Millionen Euro mehr gefördert als bislang eingeräumt. Neben dem mit sechs Millionen Euro bezuschussten Bau des größten Schlachthofs Europas von Franz-Josef Rothkötter in Wietze erhielten vor allem Ableger des Marktführers PHW – der auch die Marke Wiesenhof vertreibt – Geld aus Hannover.

Exakt zwei Millionen davon flossen in den Umbau einer Fischverarbeitungsanlage zur Geflügelschlachtfabrik, die von der in Lohne ansässigen PHW-Tochter Allfein in Dannenberg errichtet wurde. Anders als im Kreis Oldenburg ist es dort legal möglich, Großunternehmen finanziell zu pampern. Zugleich kassierte Wiesenhof von Anfang 2002 bis Ende 2011 rund 3,7 Millionen Euro Exportbeihilfen durch die EU – fast genug, um Werder Bremens Hühnerkicker zu sponsern.

Diese Zahlen gehen aus der Antwort des niedersächsischen Wirtschaftsministers Jörg Bode (FDP) auf eine Anfrage des Grünenabgeordneten Christian Meyer hervor. Zwei Jahre zuvor hatte die Landesregierung so getan, als gebe es nur die Wietze-Millionen – weil man an einer Stelle vergessen habe, sich zu erkundigen, hieß es nun. Auch unabhängig davon, dass die Gelder ausgerechnet der schädlichen Agrarindustrie zugute kämen, sei es ein „befremdlicher Ansatz, ausgerechnet den Marktführer zu subventionieren“, sagt Meyer der taz. Zugleich hält er den Grundsatz der Ausfuhrhilfe für verfehlt: Gefrorene Hühnerschlachtkörper aus Europa bedrohten im Aufbau befindliche Landwirtschaftssysteme in Zielländern wie etwa dem Nachkriegs-Irak.

Hinweise auf die Geldströme hatte ein Ermittlungsverfahren erbracht: Die Staatsanwaltschaft Oldenburg untersucht, ob PHW durch Falschangaben Subventionen erschlichen hat. Mitte März waren deshalb Firmen des Konzerns durchsucht worden. „Die Auswertung der Beweismittel dauert an“, heißt es dazu.  BES