Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse“ 8. 9.–14. 9. in den Hackeschen Höfen 1; 10. 9.–11. 9. Neues Kant 5

Das „low-key light“, das die Protagonisten düsterer Geschichten so gern im Dunkeln stehen lässt, gehört zu den unverzichtbaren Stilmitteln des Film noir. Und so funktioniert es: Während man beim „high-key lighting“, also der gleichmäßig hellen Ausleuchtung mit geringem Kontrastumfang, das Führungslicht relativ hoch oben in einem Winkel von etwa fünfundvierzig Grad seitlich der Kamera platziert, die dabei entstehenden Schatten mit einem „fill-light“ von der entgegengesetzten Seite aufhellt und mit einem „back-light“ die Figuren plastisch vom Hintergrund abhebt, wird das Führungslicht beim „low-key“-Stil tief neben die Kamera gesetzt. Auf weiteres Licht wird – mit Ausnahme der im Bild sichtbaren natürlichen Lichtquellen (Lampen, Laternen etc.) – meist verzichtet: Hell und Dunkel grenzen sich nun scharf gegeneinander ab, man erzielt starke Kontrasteffekte. Auch Kameramann John Seitz, von dem man sich die Anekdote erzählt, ein Produzent habe angesichts eines von Seitz ausgeleuchteten Filmsets gefragt, wann endlich das Licht eingeschaltet werde, dürfte es wohl so ähnlich gemacht haben, in Billy Wilders von einem Versicherungsbetrug handelnden Noir-Klassiker „Double Indemnity“, der am Sonntag im Filmkunst 66 zu sehen ist.

„Zabriskie Point“ 14. 9. im Filmkunst 66 1/2

Antonionis Carte-blanche-Film, entstanden nach dem überraschenden kommerziellen Erfolg von „Blow Up“. Wie so oft erzählt der italienische Regisseur auch in „Zabriskie Point“ von Charakteren, die nach Ausbruchsmöglichkeiten aus der ungemütlichen modernen Welt suchen: In den späten 60er-Jahren stehen Revolution, Meditation, Drogen und die freie Liebe als Optionen im Raum. Der Europäer Antonioni schaut dabei auf ein Amerika zwischen Vietnamkrieg und Studentenunruhen, auf den Ausverkauf der Mythen und die schöne Scheinwelt von Leuchtreklamen und Werbefilmen. Am Ende des desillusionierenden Psychedelic-Trips in die Wüste steht die Zerstörung der Zivilisation – jedenfalls in der Fantasie einer Protagonistin: Mit mehreren Kameras in extremer Zeitlupe gefilmt, explodieren zu Pink-Floyd-Klängen die Insignien urbaner Kultur: Haus und Kühlschrank.

Der optimistische schwedische Kinderfilm „Tsatsiki – Tintenfische und erste Küsse“, in dem der achtjährige Tobias gern seinen ihm unbekannten griechischen Vater kennen lernen möchte und sich mit dem nicht immer ganz einfachen Alltag herumplagt, wurde an dieser Stelle erst vor ein paar Wochen gepriesen. Aus gegebenem Anlass loben wir ihn einfach noch einmal: Die Regisseurin Ella Lemhagen ist anlässlich einer Reihe mit schwedischen Kinderfilmen zu Gast in Berlin und steht am 9. September nach den Vorstellungen um 10 und 12 Uhr in den Hackeschen Höfen (hier vor allem für Schulen und Gruppen) und am 10. September um 15 Uhr in den Neuen Kant Kinos (da dann für alle anderen) für Diskussionen zur Verfügung. Vielleicht gibt Frau Lemhagen dann ja das Geheimrezept preis, warum skandinavische Kinderfilme den deutschen meist so haushoch überlegen sind.LARS PENNING

„Double Indemnity“ 11. 9. im Filmkunst 66 1/2