Von der Spitze in die Breite

Die Basketballerinnen des Turn-Klubbs Hannover stehen in den Bundesliga-Play-offs. Sie sind in eine GmbH ausgegliedert, aber in dem Breitensportverein ist man sicher, von dem Profiteam zu profitieren

Von Christian Otto

So mancher Sieg, den diese Erfolgsmannschaft erringt, lässt sich gar nicht an einer Tabelle ablesen. „60 bis 70 Mädchen“, sagt Hajo Rosenbrock voller Stolz, „sind bereits in unseren Verein eingetreten, um Basketball zu spielen.“ Er ist Vorstandsvorsitzender des Turn-Klubbs Hannover (TKH) und freut sich über ein Zugpferd seines Vereins. In der ersten Basketball-Bundesliga vertreten zu sein und dort zur Elite zu gehören, ist kein Kinderspiel. Ab Ende März stehen die Frauen des TKH in den Play-offs um die deutsche Meisterschaft. Sie schreiben eine Erfolgsgeschichte, die Spaß macht, aber erst bei genauerer Betrachtung gut zu Hannovers größtem Sportverein passt.

Die Idee des TKH ist: Er bietet Sport für alle an. Aktuell fühlen sich davon rund 6.300 Mitglieder angesprochen. Fast ein Drittel davon ist 14 Jahre oder jünger. Aus einem vielfältigen Angebot an Breitensport stechen die Basketballdamen eindeutig heraus. Sie sind ein Profiteam, das zwar beste Werbung für den Verein macht, aber in eine externe GmbH ausgegliedert ist.

Hauptsponsor undTrainer in Personalunion

Diese wird nicht durch Vereinsbeiträge, sondern einen äußerst aktiven Gönner ermöglicht. Rodger Battersby, im richtigen Leben Geschäftsführer einer Beratungsgesellschaft der Chemiebranche, kümmert sich seit fast vier Jahrzehnten rührend plus finanziell um das hannoversche Basketball. Er fungiert als Vordenker, Hauptsponsor und Trainer in Personalunion. Sein Ziel lautet, mit den TKH-Damen eines Tages international zu spielen. In ihrer zweiten Erstligasaison kämpfen sie aber zunächst einmal um nationalen Lorbeer.

Vom ganz großen Wurf sind Battersby und sein Team noch ein Stück entfernt. Zu den Heimspielen der Mannschaft kommen im Normalfall 300 bis 400 Zuschauer. Bisher gelingt es in jedem Fall, etwas Familienfreundliches auf die Beine zu stellen, bei dem sich Freunde, Bekannte und deren Kinder wohlfühlen. Seine Heimspiele trägt der TKH in einer gewöhnlichen Schulsporthalle aus. Hier sitzen die Zuschauer ganz dicht am Geschehen. Deren Kinder können sich schminken lassen oder gleich nach der Schluss­sirene einfach mal das Spielfeld betreten, um Basketball zu spielen. Einerseits gibt es hier ein Stück heile Sportwelt zu sehen. Andererseits geht es eindeutig um professionellen Basketball.

Über den Spieleretat und die Gehälter wird nicht gesprochen. Immerhin gilt es als offenes Geheimnis, dass der TKH mehrheitlich auf bezahlte Spielerinnen setzt, um in der Ersten Liga am Ball sein zu können. Reichtümer lassen sich – vor allem für Frauen – in Deutschlands bester Korbjäger-Liga aber nicht verdienen.

Na und? Flügelspielerin Birte Thimm etwa wirkt nicht nur für den Verein, sondern auch an einer Grundschule. Viele TKH-Asse geben ihr Wissen weiter, indem sie dem Stammverein als Übungsleiterinnen dienen. Die Hauptdarstellerinnen aus der Bundesliga glänzen also gleichzeitig als Botschafterinnen für ihre Sportart. Aus steuerlichen und rechtlichen Gründen sind sie eine Firma für sich. „Aber mit dem Herzen“, so formuliert es TKH-Chef Rosenbrock auf erstligareife Weise, „sind die Basketballdamen ganz eng bei uns.“