Wenn Personen lieben

Kalifornien ist seit dieser Woche der erste Bundesstaat der USA, in dem Schwule und Lesben heiraten dürfen. Fast

Eine Ehe ist eine Angelegenheit zwischen „zwei Personen“. Zwei banale Wörter, und trotzdem bedeutsam genug – hat doch durch deren Verabschiedung das Abgeordnetenhaus von Kalifornien am Dienstag schwule und lesbische Eheschließungen in Kalifornien für legal erklärt.

Die Konservativen, die darauf bestanden, Ehen gebe es nur „zwischen Mann und Frau“, waren mit 35 gegen 41 Stimmen unterlegen. Bereits in der vergangenen Woche war der Gesetzentwurf mit winziger Mehrheit durch den Senat gegangen. Kalifornien ist damit der erste US-Bundesstaat, der Schwulen und Lesben die Eheschließung erlaubt.

Es war der zweite Versuch, den Gesetzesentwurf durch das Abgeordnetenhaus zu bringen: Noch im Juni hatten bei einer ersten Abstimmung vier Stimmen gefehlt. Erst der Erfolg im Senat hat offenbar die Stimmung unter den Abgeordneten umschwenken lassen.

Ob die „same sex marriage“, was im Englischen viel eleganter klingt als die ins Deutsche übersetzte „gleichgeschlechtliche Ehe“, tatsächlich geltendes Recht im bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA wird, liegt jetzt bei Gouverneur Arnold Schwarzenegger. Der hätte die Möglichkeit, das Vorhaben per Veto zu stoppen – und noch rätseln die politischen Analysten, welche Abwägungen Schwarzenegger zu einer Entscheidung bewegen werden. Er braucht sowohl die konservative Basis als auch die Unterstützung vieler demokratischer Wähler, die ihn gleichermaßen 2003 zum Gouverneur wählten, als sie den unpopulären Demokraten Gray Davis aus dem Amt jagten. Ideologisch hat sich Schwarzenegger nicht eindeutig festgelegt: Zwar werden Interview-Äußerungen von ihm zitiert, er halte die Ehe für eine Sache zwischen Mann und Frau, doch andererseits hat sich „Arnie“ stets offen für schwule und lesbische Anliegen gezeigt.

Noch parallel zu den Präsidentschaftswahlen des Jahres 2000 hatte eine Mehrheit in Kalifornien bei einem Volksentscheid die Homoehe für Kalifornien klar abgelehnt. Und bei den Wahlen im letzten Jahr war gleich in elf Bundesstaaten über das Thema abgestimmt worden – überall hatten die christlichen Konservativen ihre Anhänger mobilisiert, was nach Einschätzung vieler Analysten nicht nur zur generellen Ablehnung der Homoehe führte, sondern auch entscheidend zur Wiederwahl George W. Bushs beitrug.

Ob also Kalifornien mit der jüngsten Entscheidung wiederum familienpolitischer Trendsetter ist wie 1948, als das Oberste Gericht Kaliforniens das Verbot der „Mischehen“ zwischen Schwarzen und Weißen aufhob, oder 1976, als dort die ersten Anti-Schwulen-Paragrafen fielen, ist noch keineswegs ausgemacht. BERND PICKERT