Eine Brandmauer ins Wendland

ATOMMÜLL Jahrzehntelang wurde bei der Einlagerung in die Asse getäuscht. Nun fordert die Opposition in Niedersachsen das endgültige Aus für Gorleben

HANNOVER dpa | Sicher bis in alle Ewigkeit sollte der Atommüll in dem alten Bergwerk Asse bei Wolfenbüttel ruhen. Doch schon nach wenigen Jahrzehnten sammelte sich radioaktive Lauge, nun ist die Suche nach Sicherungskonzepten für den maroden Salzstock zu einem Wettlauf gegen die Zeit geworden.

Wie der niedersächsische Untersuchungsausschuss in seinem Abschlussbericht am späten Donnerstag feststellte, wurden Probleme jahrelang bewusst vertuscht, um die Eignung von Salzstöcken als Endlager – und damit die Kernenergie als Ganzes – nicht infrage zu stellen.

Genau dies ist jetzt der Fall: Nicht nur Gorleben, sondern auch Salzstöcke generell sollten als Endlager ausgeschlossen werden, forderte der SPD-Obmann im Ausschuss, Detlef Tanke. Zumindest für die Opposition im Landtag von Hannover hängen die Erkenntnisse zur Asse zwingend mit dem weiteren Vorgehen in Gorleben zusammen. Quasi als Blaupause habe die Asse zur Erprobung der in Gorleben geplanten Endlagerung gedient. „Wie jetzt in Gorleben wurde damals bei der Asse behauptet, dass ein Absaufen nicht möglich ist“, sagte Tanke. „Mein Eindruck ist: Man möchte eine Brandmauer errichten zwischen der Asse und Gorleben“, betonte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel.

Knapp drei Monate vor der Landtagswahl in Niedersachsen wird das Thema Atom wichtiger denn je. Die Parteien müssen sich nicht nur auf Bundesebene hinsichtlich der noch offenen Atomendlager-Suche positionieren, sondern auch bei der durch Castortransporte, Endlagerdebatte und das Asse-Debakel besonders atomsensiblen niedersächsischen Bevölkerung punkten. SPD und Grüne in Niedersachsen fordern wegen erheblicher Eignungszweifel einen politischen Ausschluss Gorlebens. Die Spitzen beider Parteien wollen, dass Gorleben in einem Vergleichsverfahren herausfällt. In Berlin sehen das die Parteigenossen zum Teil anders. Problematisch, auch im Bund stehen bald Wahlen an.

Einigkeit herrscht bei allen Fraktionen in Niedersachsen hinsichtlich der Forderung, dass die 126.000 bis 1978 in das alte Bergwerk abgekippten Fässer nach Möglichkeit geborgen werden sollen. Der genaue Inhalt der mit schwach- und mittelradioaktivem Abfall gefüllten Behälter ist immer noch unklar.

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