Börsenchaos nach Google-Panne

BILANZ Der Internetkonzern veröffentlichte seinen Quartalsbericht zu früh – und löste damit Turbulenzen beim Werpapierhandel aus. Weniger Gewinn

Google nahm pro Klick eines Nutzers weniger Geld von seinen Werbekunden ein

NEW YORK dpa | Selbst ein Weltkonzern ist vor peinlichen Pannen nicht gefeit: Googles neue Geschäftszahlen sind am Donnerstag mehrere Stunden zu früh veröffentlicht worden, noch während des laufenden US-Börsenhandels. Zuerst herrschte Verwirrung, dann drückten die Aktienhändler auf den Verkaufsknopf. Denn massiv gestiegene Kosten – etwa durch den Kauf des Handyherstellers Motorola – ließen den Gewinn schmelzen. Erschwerend kam hinzu, dass Google weniger Geld pro Klick von seinen Werbekunden einnehmen konnte.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Nach der Enttäuschung über die Zahlen senkte die Bank of America ihr Rating für die Aktie des Internetriesen erstmals seit sechs Jahren von „Kaufen“ auf „Halten“. Angesichts der Risiken für das Werbegeschäft von Google bei immer stärkerer Nutzung von Smartphones und Tablets sei Vorsicht geboten, argumentierten die Analysten am Freitag. Die Aktie war am Donnerstag zeitweise um über 10 Prozent in die Tiefe gesaust, Milliarden an Börsenwert wurden vernichtet. Am Ende gab es ein Minus von gut 8 Prozent auf 695 US-Dollar. Zwischenzeitlich wurde der Handel auf Wunsch von Google sogar gestoppt. Offensichtlich lag der Fehler beim Dienstleistungsunternehmen RR Donnelley, das einen unfertigen Quartalsbericht veröffentlichte.

Ursache sei vermutlich menschliches Versagen gewesen, sagte der Chef der Firma, Tom Quinlan. Google-Chef Larry Page entschuldigte sich dennoch für die Panne: Er bedauere das Durcheinander.

Die Panne passierte kurz nach Mittag Ortszeit. Um 15.20 Uhr New Yorker Zeit wurde der Handel wieder aufgenommen. Üblich ist, dass die Zwischenbilanz nach dem Ende des regulären Handels an der New Yorker Technologiebörse mitgeteilt wird, damit jeder Anleger die Zeit hat, sich in das umfangreiche Zahlenwerk zu vertiefen.

Demnach stieg der Umsatz im dritten Quartal um 45 Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar (10,8 Milliarden Euro). Rund 2,6 Milliarden Dollar kamen dabei allein aus der Einbeziehung von Motorola. Google hatte das Handy-Urgestein für 12,5 Milliarden Dollar geschluckt, um seinen Vorstoß ins mobile Geschäft abzusichern. Der Gewinn schrumpfte dagegen um 20 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Auch hier wirkte sich Motorola aus, vor allem durch hohe Entwicklungskosten für neue Android-Smartphones.

Mit den Zahlen verfehlte Google die Schätzungen der Analysten. Vor allem ein Wert stieß bitter auf: Google bekam im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 15 Prozent weniger Geld von seinen Werbekunden für jeden Klick, den ein Nutzer machte.