Rentner! Die wollen Euer Geld!

Eine Landesstudie macht dem Handel Hoffnung auf Rentner: Mit einem Nettovermögen von zwei Billionen Euro würden die solventen Senioren für gute Ware auch gerne einmal mehr berappen

AUS DÜSSELDORFJOSEFINE FEHR

Der Einzelhandel sollte in Zukunft stärker auf die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen eingehen. Das ist das Ergebnis einer Studie zum Thema SeniorInnen und Einzelhandel, die Generationen-Minister Armin Laschet (CDU) gestern in Düsseldorf vorstellte. Die Studie des Instituts für Handelsforschung an der Universität Köln zeigt, was EinzelhändlerInnen tun könnten, um sich der alternden Gesellschaft anzupassen. SeniorInnen seien kaufstark, so Laschet. Es sei die Aufgabe der Politik nicht nur die Lebensqualität der älteren Menschen in NRW zu verbessern – es müsse auch ihre Kaufkraft mobilisiert werden.

Der Grund: SeniorInnen seien heute leistungsfähiger, selbstbewusster und informierter als früher. „Viele, die heute aus dem Erwerbsleben ausscheiden, haben gut verdient und viel gespart. Sie wollen sich mal etwas gönnen und nicht mehr nur für die Kinder sparen“, erklärte der Minister. Die heute über 60-Jährigen verfügten über ein Nettovermögen von schätzungsweise zwei Billionen Euro.

Die wohlsituierten SeniorInnen interessieren sich, so die Studie, vor allem für Produkte, die Sicherheit und Zuverlässigkeit bieten und eine komfortable Lebensführung im Alter ermöglichen. Dabei seien sie „durchaus bereit, einen höheren Preis für ein qualitativ hochwertiges Produkt auszugeben“. Allerdings gebe es für sie noch zu wenig Angebote. Mit dem Gutachten will die Landesregierung dem Handel Hilfestellung geben, sich auf die Wünsche der neuen Zielgruppe einzustellen.

Demnach müssten sich Produkte, aber auch Ladengestaltung und Service wandeln. Die Studie ergab, dass Preisauszeichnung und Beschriftung der Produkte nachvollziehbar und lesbar, das Warenangebot übersichtlich gestaltet werden müssten. Wichtig sei auch ein seniorenorientierter Service. Um die rüstigen RentnerInnen zu beraten, würden sich ältere VerkäuferInnen anbieten, sagte Hermann Franzen, Präsident des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). Einige Kaufhauskonzerne würden damit bereits gute Erfahrungen machen.

Durch die Entwicklung neuer Produkte könnten in den nächsten zehn Jahren bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze in der Seniorenwirtschaft entstehen, hofft Minister Armin Laschet. Die „silver economy“, so der internationale Begriff, hätte durchaus europäische Dimension. Neue Produkte könnten ins Ausland exportiert werden, wo die Altersstruktur der Bevölkerung vergleichbar sei.

Die Idee allerdings, dass Handel und Dienstleister stärker auf Bedürfnisse älterer Menschen eingehen und die vorhandene Marktlücke mit neuen Produkten schließen sollten, ist nicht neu: Auch die rot-grüne Landesregierung erhoffte sich von einer florierenden Seniorenwirtschaft neue Impulse für die Wirtschaft im Land.