Linke erstmals vorn

Laut aktueller Umfrage wäre SPD nur noch Juniorpartner in einer Koalition

Die Linke in Berlin ist erstmals aus einer Umfrage als stärkste Kraft hervorgegangen. In der Forsa-Erhebung für die Berliner Zeitung vom Montag liegt die Partei mit 20 Prozent vor der CDU und SPD mit jeweils 19 Prozent. Bei einer Umfrage im vergangenen Oktober hatte die Linke auf Landesebene mit 19 Prozent schon einmal gleichauf mit der CDU (19 Prozent) und vor der SPD (18 Prozent) gelegen. Schon bei der Bundestagswahl Ende September hatte die Linkspartei in Berlin die SPD auf Platz drei verwiesen.

Diese Stärke der Linken könnte das Gleichgewicht innerhalb der rot-rot-grünen Koalition erschüttern. In der SPD mehren sich Sorgen, nach der Abgeordnetenhauswahl 2021 nur noch Juniorpartner in einer Koalition sein zu können. Nach der Schlappe bei der Bundestagswahl diskutierten die Genossen über Vorschläge aus den eigenen Reihen, in einigen Berliner Wahlkreisen auf eigene Kandidaten zugunsten derer der Linken zu verzichten. Auch Kritik am Regierenden Bürgermeister Michael Müller, der zugleich Parteichef ist, wurde geäußert. Angesichts aktuell fehlender personeller Alternativen wurde diese Debatte zuletzt aber leiser.

Laut der Umfrage könnten auch die Grünen der SPD gefährlich werden in deren Ziel, stärkste linke Partei in Berlin zu sein. Sie liegen laut Forsa gleichauf mit den Sozialdemokraten bei 18 Prozent. Die AfD kommt auf 12, die FDP landet bei 6 Prozent. Danach wäre die jetzt regierende Koalition aus SPD, Linkspartei und Grünen deutlich stärker als die Opposition. Die 57 Prozent für das Dreierbündnis bedeuten den besten jemals (2001: SPD 29,7; PDS 22,6; Grüne 9,1; der Säzzer) gemessenen Wert. Bei der Abgeordnetenhauswahl 2016 erreichte R2G zusammen 52,4 Prozent. (afp, taz)