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Störche weiter im Sinkflug

Der FC St. Pauli dreht gegen Holstein Kiel das Spiel und siegt glücklich mit 3:2. Kiel bleibt trotz elf Spielen ohne Sieg auf dem Relegationsrang. Die Hamburger dürfen mit einem Auge in Richtung Aufstieg schielen

Von Marco Carini

Ausgerechnet Christopher Avevor. Der 26-jährige Abwehrspieler war der einzige gebürtige Kieler, der am Sonntag beim Zweitliga-Nordderby am Hamburger Millerntor auf dem Platz stand. Doch nicht in den Reihen von Holstein Kiel, wo Avevor in seiner Jugend spielte, sondern als Abwehrmann des FC St. Pauli. Und für den Club vom Kiez erzielte der hünenhafte Verteidiger mit ghanaischem Pass zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit den vielumjubelten Siegtreffer zum 3:2. Ein Tor, dass die Aufstiegsträume der Kieler, zur Winterpause noch Zweitliga-Tabellenführer, weiter schrumpfen, die Mini-Hoffnungen der Hamburger auf die Erste Bundesliga aber ein wenig wachsen lässt.

Dabei waren die Kieler bereits auf der Siegesstraße, dank ihres Mittelstürmers, der bei St. Pauli unter Vertrag steht und nur an Kiel ausgeliehen ist. Marvin Duksch, erfolgreichster Torschütze der Schleswig-Holsteiner, hatte seinen Club bereits nach 19 Minuten völlig verdient mit 2:1 in Führung geschossen – nach einem Stellungsfehler von Avevor.

Die Kieler waren den konfusen Hamburgern besonders in der ersten Halbzeit in allen Belangen überlegen, hatten den 0:1-Rückstand durch Richard Neudecker (11.) bereits nach zweieinhalb Minuten durch ein Elfmetertor von Kingsley Schindler (14.) ausgeglichen und später mehrfach die Chance, höher in Führung zu gehen. Doch während Aaron Seydel, Patrick Herrmann oder Schindler mehrfach am Hamburger Torhüter Robin Himmelmann scheiterten, gelang den Hamburgern mit ihrem zweiten Schuss auf den Kieler Kasten erneut durch Neudecker (74.) der zweite Treffer zum unverdienten Ausgleich.

Am Ende sprach die Statistik in fast allen Bereichen für die Kieler Störche: mehr Ballbesitz, mehr Ecken, mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr Torschüsse. Vor allem aber zeigten sie die deutlich bessere Spielanlage. „Wir waren dominant“, sagte Kiels Trainer Markus Anfang nach der Partie. Doch da die Hamburger aus mickrigen drei Chancen drei Tore machten, halfen all die tollen Statistikdaten den Kielern am Ende nichts.

Für Kiel bedeutete die Niederlage die elfte Zweitliga-Partie in Folge ohne Sieg – wobei sie in den Spielen immerhin acht Unentschieden erzielen konnten. So hält sich das Team, das zur Winterpause die Tabelle souverän anführte, noch immer auf Relegationsrang drei, der am Ende der Saison zu zwei Spielen gegen den Bundesliga-Sechzehnten um den letzten Platz in der Eliteklasse berechtigen würde. Von einem direkten Aufstiegsrang sind die Störche aber inzwischen sieben Punkte entfernt, dafür spüren sie den Atem von gleich einem halben Dutzend Verfolgern, die nur wenige Tore oder Punkte hinter den Störchen liegen.

Bereits am kommenden Samstag kommt es zum Duell mit dem punktgleichen Tabellennachbarn MSV Duisburg. Zu den Kieler Verfolgern gehört nun auch wieder der FC. St. Pauli, der den Abstand zu den Störchen durch das 3:2 auf drei Punkte verkürzte und wieder heimlich von der Relegation träumen darf.

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