DIE NICHT TRIEFENDE MELDUNG: SKELETT ENTDECKT

Jedes Mal, wenn ein Toter gefunden wird, der bereits lange Zeit unentdeckt in seiner Wohnung gelegen hat, wird die Einsamkeit der Menschen und die Kälte der Gesellschaft beklagt. Und der Schmalz des billigen Fernmitleids trieft nur so aus den mitfühlenden Reportagen. Oder Schauerberichte schüren die Angst vor dem einsamen Tod. Jetzt stießen Beamte, die in der nordfranzösischen Stadt Lille in ein Haus eindrangen, auf die Leiche eines Mannes, der dort vor 17 Jahren gestorben sein muss. Das zeigt die Post aus dem Jahr 1995, die um den Toten herumlag. Der 1921 geborene Spanier soll bewusst sehr zurückgezogen gelebt haben. Wahrscheinlich wollte er aus verständlichem Menschenhass nichts mehr von den Kreaturen da draußen wissen – jedenfalls sollte man ihm zu seinem sehr eigenen Weltrekord gratulieren: Er ist der wohl am spätestens aufgefundene einsam Gestorbene der Welt. Und bei solch einem freudigen Ereignis ist Gejammere völlig fehl am Platz. Zu Recht wählte deshalb die Nachrichtenagentur dapd für ihre Meldung die wunder- bar lakonische Schlagzeile: „Skelett im Schlafanzug entdeckt“.