Defekt in Gorleben dauert an

PANNE Der Betreiber des Atommüllzwischenlagers in Gorleben bekommt die Störung an einem Castorbehälter nicht ohne Weiteres in den Griff. Das Problem ist ein defekter Druckschalter

Der Behälter enthält in Glas eingeschmolzene hochradioaktive Abfälle

Eine angeblich kleine Störung im Atommüllzwischenlager Gorleben hat sich zu einem größeren Problem ausgewachsen. Der Betreiber, die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), bekommt die Panne offensichtlich nicht ohne weiteres in den Griff.

Am Samstag hatte das automatische Überwachungssystem für die Castorbehälter eine Warnmeldung ausgelöst. Die Anzeige „Sperrdruck tief“ wies auf eine Störung an einem Behälter hin, der Ende 2005 von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in das Zwischenlager gebracht worden war. Er enthält 28 Glaskokillen – das sind Edelstahlzylinder, die in Glas eingeschmolzene hochradioaktive Abfälle enthalten.

Die GNS ließ den Behälter in den Wartungsraum des Zwischenlagers schaffen und dort untersuchen. Ein elektrischer Defekt am Verbindungskabel habe die Meldung aktiviert, hieß es zunächst. Die Störung „ohne jede sicherheitstechnische Relevanz“ sei rasch behoben worden. Radioaktivität sei nicht ausgetreten, eine Gefahr für Beschäftigte und die Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt bestanden.

Nach dem Austausch der vermeintlich defekten Kabelverbindung trat dieselbe Warnmeldung am Sonntag erneut auf. Am Montag räumte GNS-Sprecher Jürgen Auer ein, dass nicht ein Defekt am Kabel, sondern an einem zwischen den beiden Deckeln des Castorbehälters befindlichen Druckschalter die Störung ausgelöst habe. Ihre Behebung und die genaue Untersuchung der Ursachen werde „noch einige Tage“ dauern, kündigte Auer an.

Atomkraftgegner werten den neuerlichen Zwischenfall als weiteren Beleg für die Störanfälligkeit von Atomanlagen. Die Technik im Zwischenlager sei im Vergleich zu Atomkraftwerken „wenig komplex“, sagte der Sprecher der Initiative „Ausgestrahlt“, Jochen Stay. „Doch wenn es noch nicht einmal in Gorleben gelingt, Ursachen von Störfällen kurzfristig zu ermitteln und zu beseitigen, bekommen wir eine Ahnung davon, wie es in den Atomkraftwerken zugeht.“ Auch die Bürgerinitiative „Umweltschutz Lüchow-Dannenberg“ warnte davor, den Defekt herunter zu spielen. REIMAR PAUL