: Faszination Strumpf
Manche Museen blieben besser unverwirklicht
Wie das Vaterländische Eidottermuseum, die Sammlung Knieschorf und die Nationale Presswurstpinakothek war das „Deutsche Strumpf Museum“ bislang ein weißer Fleck auf der deutschen Ausstellungskarte. Irgendwer hatte wohl die Reißleine der Vernunft gezogen und gemahnt: „Das guckt sich doch keiner an.“ In einem Land, in dem es mehr Heimatmuseen als Einwohner gibt, gilt das jedoch nicht als Argument. Was existiert, muss über kurz oder lang ausgestellt werden. So auch die Käsesocken der Deutschen aus zig miefigen Jahrhunderten. „Die Sammlung des nie verwirklichten Deutschen Strumpf Museums wird künftig in Augsburg zu sehen sein“, klöppelte also dpa gestern in den Ticker – ein Etappensieg für Enthusiasten historischer Fußgewandung. Über 25.000 Exponate soll die Sammlung eines Reutlinger Ethnologen umfassen, mit der das Staatliche Textil- und Industriemuseum zu Augsburg künftig die Öffentlichkeit belästigen will. Zu sehen sein werden sicher neben Hitlers braunen Noppensocken aus rechts gefädelter Kruppstahlwolle auch Kohls wollene Wadenwärmer, die weltmeisterlich müffelnden Stutzen eines Helmut Rahn und die weltweit größte Sammlung linksfüßiger Frotteesocks aus den Waschsalons von Flensburg bis Garmisch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen