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: Festakt für Adorf

„Enigma“, 21.45 Uhr, ARD

Oje, ein Dialog über das Wesen der Liebe. Ins TV gebracht, weil der Hauptakteur seinen 75. Geburtstag begeht. Das riecht nach Festaktfernsehen. Und tatsächlich könnte die Welterklärungsprosa in diesem Zweipersonenstück nicht steifer und wohlwollender vorgetragen werden. Dabei legen sich die Darsteller ganz schön ins Zeug: Mario Adorf, der Jubilar, spricht als Nobelpreisträger weihevolle Worte, Justus von Dohnányi sekundiert ihm mit sanfter List als Lokalreporter. Wie sich herausstellt, lieben die Männer die gleiche Frau. Oder glauben es zumindest. Der Nobelpreisträger schreibt ihr seit 15 Jahren flammende Briefe, der Journalist behauptet indes, bis vor kurzem an ihrer Seite gelebt zu haben. Und so kreist ihre gelegentlich durch Gewehrschüsse und Schnapszufuhr unterbrochene Zwiesprache erst mal nur um die Frage: Wer lebt seine Liebe konsequenter? In „Variations Enigmatiques“, das dem Film zugrunde liegende Theaterstück von Eric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“) geht es nicht um Psychologie. Es ist das Streitgespräch zweier Männer, die einander ihre Ideen von der Liebe um die Ohren hauen. Ein wortverliebter Diskurs, den der notorische Literaturverfilmer Volker Schlöndorff erst mit viel Türenschlagen für das Berliner Renaissance-Theater in Szene gesetzt hat und den er nun – als zweifelhaftes Abschiedsgeschenk für den zum Jubeldatum von der Bühne scheidenden Adorf – abgefilmt hat. Doch seine Darsteller vermögen nicht, das Netz der Eitelkeiten und des Selbstbetrugs, in dem die Protagonisten gefangen sind, abzustreifen. Die Männer und die Liebe – ein Thema, das bei diesem satirisch überhitzten Fernsehfestakt dann doch ganz unfreiwillig als Trauerspiel daherkommt. C. BUSS