Ein Mann spielt sich selbst

Bastian Pastewka beweist mal wieder sein Gespür für innovative Comedy: „Pastewka“ (21.45 Uhr, Sat.1)

Manchmal liegt man abends im Bett und denkt „Was für ein Scheißtag“, weil einfach alles schief gegangen ist. Dann wälzt man sich unzufrieden hin und her, träumt was Blödes und am nächsten Morgen ist meistens wieder alles okay. Auf die Idee, seinen Scheißtag ans Fernsehen zu verkaufen, kommt man dann natürlich nicht mehr. Und jetzt ist es sowieso zu spät dafür, weil Bastian Pastewka schon denselben Einfall hatte. Ja, ganz richtig: Der Pastewka hat einfach sein Leben an Sat.1 verkauft und sich dabei filmen lassen, wie ihm seine Mitmenschen den Tag versauen.

Mit seiner Freundin Anne diskutiert er, ob es denn nötig sei, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen: „Du schläfst doch eh immer bei mir.“ Von seinem Bruder muss er sich belehren lassen, dass die Milch flockt, und entgegnet beleidigt: „Komisch, eben war sie noch gut.“ Und am Drive-in-Schalter eines Fastfood-Restaurants entwickelt sich eine kleine Prinzipiendiskussion, weil er von der Mikrofonstimme nach seiner Postleitzahl gefragt wird. Natürlich ist das nicht der echte Pastewka, den Sat.1 ab heute Abend bei den Absurditäten des Alltags beobachtet, sondern bloß Bastian Pastewka, der den bekannten Comedian Bastian Pastewka spielt. Das ist nicht nur eine schöne Idee, sondern auch ungeheuer komisch, weil „Pastewka“ nie auf die ganz großen Lacher zielt, wie man das aus unzähligen anderen Comedy-Formaten kennt, die der Sender sonst so an seinem merkwürdigen „Fun-Freitag“ zeigt.

„Ich glaube, ich habe noch nie eine Figur gespielt, die mir schwerer gefallen ist“, sagt der echte Pastewka. Und außerdem, dass ihm seine wirklichen Freunde versichert haben: „Das, was du da spielst, bist so hundertprozentig du!“ Klingt wie ein Kompliment, ist es aber nicht – schließlich kommt der Serien-Pastewka oft wie ein Motzmuffel rüber, der viel zu schnell genervt ist. Doch so funktioniert die Reihe auch als Parodie auf die Medienbranche, in der sich alle ein bisschen zu wichtig nehmen. In der ersten Folge verscherzt es sich Pastewka prompt mit seinem ehemaligen „Wochenshow“-Kollegen Ingolf Lück (der ebenfalls sich selbst spielt), weil er Witze darüber reißt, dass Lück sein Geld inzwischen als Stargast bei traurigen Vereinsveranstaltungen verdient.

Dass es so etwas Lustiges im deutschen Fernsehen geben darf, ist schon ein kleines Wunder. Dabei hat Pastewka ja schon im vergangenen Jahr sein Gespür für innovative Comedy bewiesen, als er die Reihe „Ohne Worte“ bei RTL ablieferte, die ziemlich genau so funktionierte wie es der Titel versprach und für die Pastewka in diesem Jahr den bayerischen Fernsehpreis bekam. Geholfen hat’s wenig: Wegen der nicht so lustigen Quoten blieb „Ohne Worte“ ohne Fortsetzung. Jetzt kommt Pastewka wieder zurück zu Sat.1 – und ist eigentlich ein bisschen spät dran. Denn die Weiterentwicklung seines Formats lief mit „Sarah & Marc in Love“ gerade schon beim Schwestersender Pro7. Ganz so durchgedreht ist „Pastewka“ nicht geworden. Aber das sollte einen nicht davon abhalten, heute dem gespielten Pastewka beim Scheitern zuzusehen – und später beim Einschlafen darüber nachzudenken, ob man sein eigenes Leben nicht doch mal ans Fernsehen verkaufen könnte. Peer SCHADER