Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das Theater der Stunde trägt das Datum in seinem Namen, das sich am 9. November zum 20. Mal jährt. Im Mai 1989 als freies Theater gegründet, verstand sich das Theater 89 zunächst als unabhängige Spielstätte jenseits des Staatstheaterbetriebs der DDR. Nach dem Mauerfall wurde das Theater im ersten Stock eines Plattenbaus in der Torstraße, die damals noch Wilhelm-Pieck-Straße hieß, dann schnell zu einem Ort, an dem von der Wende Verdrängtes, schnell Vergessenes, gepflegt und weiterentwickelt worden ist. Im Zuge dessen wurden hier zum Beispiel Dramatiker wie Oliver Bukowski und Dirk Laucke entdeckt und uraufgeführt. Zum Jahrestag des Mauerfalls ist im Theater 89 an diesem Wochenende noch einmal Hans-Joachim Franks Inszenierung von „mein taubentraum“ zu sehen, das der im vergangenen Jahr früh verstorbene Dichter und langjährige Intendant des Hans-Otto-Theaters Ralf-Günter Krolkiewicz geschrieben hat: Die Geschichte eines Mannes, der verstummte, als die Welt um ihn herum jubelte. Das Potsdamer Hans Otto Theater, das seit dieser Spielzeit von Tobias Wellemeyer geleitet wird, bringt am Donnerstag ein weiteres dokumentarisches Theaterprojekt von Clemens Bechtel heraus, der sich zuletzt mit Opfern der Staatssicherheit befasst hatte. Auch bei „Vom Widerstehen“ haben Lea Rosh und Renate Kreibich-Fischer das Konzept gemacht. Diesmal sprechen und spielen Akteure der friedlichen Revolution vor 20 Jahren, darunter die ehemaligen Bürgerrechtler Wolfgang Templin, Konrad Weiss und Ulrike Poppe. Mit deutsch-deutschen Schlagern aus den Jahren 1961 bis 1989 begeht unter dem Titel „Oh, wann kommst Du?“ das Kleine Theater am Südwestkorso ab Samstag die Woche des Mauerfalls, Lieder, in denen die gesellschaftliche Realität nur höchst barbierosa oder trabant-himmelblau verbrämt thematisiert worden ist.

■ „mein taubentraum“: Theater 89, 7./14./21./28.11.

■ „Vom Widerstehen“: Hans Otto Theater Potsdam, ab Do

■ „Oh, wann kommst Du?“: Kleines Theater am Südwestcorso, ab Sa