Deniz ist frei!
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„Einer frei“, taz vom 17./18. 2. 18

Gut, dass es dich gibt!

Ich wage zu behaupten, dass Deniz Yücel uns in Deutschland in gewisser Hinsicht gut getan hat: Abgesehen von einigen sadistischen Spinnern (die am liebsten alle Türken, Deutschtürken und JournalistInnen lebenslang im Knast wissen würden) war die Solidarität mit dem grundlos Inhaftierten einfach überwältigend! Selbst meine unpolitischen Tanten riefen mich am Freitagmittag erleichtert an: „Jetzt ist er endlich draußen, der Yüksel!“ Vielleicht wird „unser Yücel“ in Zeiten von AfD und Fremdenhass ein Hoffnungsträger. Eine Art Symbol für Völkerverständigung, Empathie, und Liebe. Als ich ihm in den letzten Monaten Stefan Zweigs „Briefe einer Unbekannten“ nach und nach ins Gefängnis schickte, gewann auch ich irgendwie an Stärke und Zuversicht. Gut, lieber Deniz, dass es dich gibt! Susanne Nowak, Frankfurt am Main

Die gedämpfte Freude

Toller Titel! „Einer frei“ – und Schluss. Kein Ausrufezeichen! Das symbolisiert sehr schön die gedämpfte Freude über die Freilassung Yücels angesichts der vielen anderen, die weiterhin in türkischen Gefängnissen festgehalten werden. Großartig eure namentliche Nennung dieser Menschen prominent auf dem Titelbild. Allerdings: Warum nach Vornamenalphabet? Das entbehrt meiner Ansicht nach der gebotenen Ernsthaftigkeit und kommt bei mir an als Mangel an Respekt. Schade. Gisela Graf, Magdeburg

Erdoğans perfides Spiel

Deniz Yücel ist frei. Nach mehr als einem Jahr verschärfter Untersuchungshaft ohne Anklage. Warum? Weil er als kritischer Journalist dem zunehmend autokratischen System Erdoğan unbequem war. Deniz hatte das Glück, dass sich die deutsche Öffentlichkeit, gestützt auf Initiativen einer Reihe von Tageszeitungen, insbesondere von Welt und taz, anhaltend für ihn einsetzte und so auch die deutsche Regierung hinreichenden Druck zu seiner Freilassung ausübte.

Das darf aber nicht ablenken von der Tatsache, dass noch immer Tausende Journalisten, Künstler, Oppositionspolitiker, Angestellte des öffentlichen Dienstes und einfache Bürger in türkischen Gefängnissen sitzen, deren einziges Vergehen ihre tatsächliche oder auch nur vermeintliche Kritik an den herrschenden Verhältnissen ist. Das gilt auch für Kritik an dem völkerrechtswidrigen Angriff türkischer Truppen, in Arbeitsteilung mit Gruppen des „Islamischen Staates“ (IS), auf syrisches Territorium. Diese Angriffe erfolgen mit Panzern aus deutscher Fertigung. Als Belohnung für die Freilassung von Yücel erwartet die türkische Regierung nun die Wiederbelieferung mit Waffen. Wenn das klappt, hat Erdoğan sein perfides Spiel gewonnen. Rolf Alterauge, Neuwied

Verboten

Schön, dass diese Normalität auf Seite eins einkehrt. Deniz Yücel (Türke)? Sind wir da nicht weiter? Seine Geburts- und Heimatstadt ist Flörsheim am Main. Der Integrationsbeauftragte der Stadt Flörsheim, Hüseyin Koçak, hat schon am Freitag zu diesem Problem Stellung genommen: Ein nennenswerter Anteil der türkischstämmigen Flörsheimer seien konservative Erdoğan-Getreue, die Yücels Inhaftierung unterstützt hätten. Die demokratische und säkulare Seite in der Stadt habe sich im Fall Yücel überwiegend inaktiv gezeigt.

Die Integration der Deutschen aus dem Osten war nach 1945 unsere gemeinsame Leistung. Ich bin Hesse, in Schlesien geboren. Klaus Warzecha, Wiesbaden

Nun alle andern!

Endlich! Deniz ist wieder frei. Das war längst fällig. Für ihn, seine Frau und Familie freue ich mich. Für all die anderen zu Unrecht Inhaftierten hoffe ich, dass sich Medien und PolitikerInnen für deren Freilassung ebenfalls einsetzen.

Gabi von Thun, Bremen