Rassismus pur

betr.: „Wir sind zu sehr auf den Staat fixiert“, Interview mit Wolf Dombrowsky, Leiter der Katastrophenforschungsstelle der Universität Kiel, taz vom 2. 9. 05

Ich bin Abonnentin der taz und habe Ihnen noch nie einen Protestbrief geschrieben, aber das Interview mit Herrn Dombrowsky ist so ziemlich das Übelste, was ich je von einem neoliberalen Anbeter des schlanken Staats gelesen habe.

Zu dem Zeitpunkt des Interviews warteten die armen Menschen in New Orleans, die nicht mit dem eigenen Auto fliehen konnten, bereits seit Tagen ohne Wasser, Nahrung und medikamentöse Versorgung auf den Abtransport. Nicht einmal die Kranken haben die Behörden rechtzeitig evakuiert.

Die USA mögen ja ein gutes Frühwarnsystem haben, aber sie lassen seit Jahren die Städte bewusst verkommen, weil die Weißen auf dem Lande leben und die Schwarzen im Zentrum der Städte. Das ist einer der Gründe, warum man die Deiche nicht verstärkt hat, obwohl die Notwendigkeit allen klar war. Das ist Rassismus pur.

Herr Bush hat in seiner Amtszeit die Ausgaben für den Katastrophenschutz halbiert, obwohl die Naturkatastrophen immer mehr werden. Kein Thema ist den neoliberalen Ideologen zu schade, um ihren Unsinn über den schlanken Staat zu verbreiten, und man kann ihn inzwischen in allen Zeitungen lesen, aber in der taz finde ich ihn völlig deplatziert. BRUNHILDE SAUER-BURGHARD, Köln