HAMBURGER SZENE VON SVEN-MICHAEL VEIT
: Der rote Toyota

Der rote Toyota steht immer noch auf den Radfahrstreifen in der Haubachstraße in Altona. Seit vier Tagen, das weiß ich genau. Die Polizei weiß das auch. Getan hat sie nichts.

Donnerstagfrüh hatte mir dort ein Polizist ein Knöllchen wegen Fahrens auf dem Bürgersteig verpasst. Seit elf Jahren fahre ich fast jeden Morgen dort am menschenleeren Gelände der Holsten-Brauerei entlang zur Redaktion. Aus reiner Notwehr auf dem Fußweg, um Felgenbrüche auf dem brutalstmöglichen Kopfsteinpflaster der Haubachstraße zu vermeiden.

Den Polizisten interessierte das nicht. Ihn interessierte auch nicht, dass der Radfahrstreifen von nämlichem roten Toyota zugeparkt war. „Der hat schon ein Ticket“, sagte er lediglich. Abschleppen wäre nicht verhältnismäßig, ich könnte ja einen Schlenker machen.

Am Montagmorgen stand der rote Toyota noch immer da. Mit nur einem Knöllchen an der Windschutzscheibe. Hatte sich mithin vier Tage lang kein Uniformierter drum gekümmert. Und neben ihm stand ein schwarzer Golf. Ohne Ticket.

Ich weiß nicht, ob es besonders dämlich ist, sein Auto neben einem Falschparker mit Knöllchen am Scheibenwischer abzustellen. Oder besonders clever. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass noch mal ein Polizist vorbeikommt, tendiert gen Null. Sind alle auf Radfahrerjagd.