Mitglieder behalten die Macht

Hannover 96-Chef Martin Kind lässt seinen Antrag auf vollständige Übernahme der Profi-Abteilung ruhen

Von Andrea Scharpen

Vereinspräsident Martin Kind wird erst einmal nicht die komplette Macht bei Hannover 96 übernehmen. Er lässt seinen Antrag für eine Ausnahme­regelung für die 50+1 Regelung bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) ruhen. Die Regel besagt, dass die Mitglieder eines Fußballvereins die Mehrheit an der Profiabteilung kontrollieren müssen. Kind wollte den Profifußball jedoch vom Verein lösen und für Investoren öffnen. 96-Fans und Mitglieder hatten gegen diese Pläne protestiert und auch einen Stimmungsboykott im Stadion initiiert.

Die DFL hat sich bereits in einer Stellungnahme zu Kinds Rückzug geäußert: Man wolle nun eine „ergebnisoffene Grundsatzdebatte“ über die Regelung führen und „in den kommenden Monaten die Formulierung und Umsetzung der 50+1-Regel überprüfen“.

Dabei solle erörtert werden, „wie wichtige Prinzipien der gelebten Fußball-Kultur in Deutschland zukunftssicher verankert werden können und ob gleichzeitig neue Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen sind“. Eine Abschaffung der 50+1-Regel erscheint somit nicht völlig ausgeschlossen. Über eine solche Satzungsänderung der DFL müsste die Mitgliederversammlung der 36 Vereine der Ersten und Zweiten Bundesliga entscheiden.

Hannover 96 hofft auf eine Modernisierung der 50+1-Regelung. Der Verein wolle sich in die Diskussion „intensiv, loyal und konstruktiv“ einbringen, heißt es in einer Stellungnahme. „Uns ging es nie darum, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen oder vollends auf die juristische Karte zu setzen.“

Genau diesen Eindruck hatten bisher aber viele Fans, die sich von dem scheinbaren Alleingang Martin Kinds vor vollendete Tatsachen gesetzt fühlten. „Wir sehen das als Sieg an“, sagt Robin Krakau von der Initiative Pro Verein. Kind müsse jetzt die Mitgliedsvereine der DFL von seinem Vorhaben überzeugen. „Wir sehen es deshalb als gesichert an, dass 50+1 in Hannover auf absehbare Zeit bestehen bleibt.“