… INNENSENATOR KÖRTING?
: Heiße Eisen sammeln

Es gibt sie noch, die guten alten Dinge – so lautet, leicht erweitert, der Werbeslogan eines bei der saturierten Mittelschicht beliebten Versandhandels. Hier deckt sie sich mit hochwertigen und -preisigen Gegenständen ein, die vor Jahrzehnten in jeden guten Bürgerhaushalt gehörten, in der Zwischenzeit jedoch dem technischen Fortschritt zum Opfer fielen und als antikes Metall auf dem Flohmarkt landeten.

Mit einem ähnlichen Slogan wendet sich nun Innensenator Ehrhart Körting an seine Kundschaft – leicht abgewandelt freilich, denn die besteht ja auch eher aus der etablierten Unterwelt und ihren Nachkommen. Es gibt sie noch viel zu häufig, die alten Dinger, so lautet – frei formuliert – Körtings Werbesatz. Der Sozialdemokrat möchte damit eines der größten Waffenarsenale der Stadt begründen: seins. Er fordert Besitzer illegaler Waffen auf, diese bei ihm abzugeben, sofort – und straffrei.

Körting ist sich sicher, dass viele Berliner den Schuss noch nicht gehört haben, der nach den Amokläufen in letzter Zeit bis nach Berlin schallte. Das soll sich dank des neuen Waffengesetzes des Bundes, das im Juli in Kraft getreten ist, ändern. Schließlich sei es furchtbar einfach, so Körting, in den illegalen Besitz von Knarren und Munition zu kommen: Stirbt ein Angehöriger – durchaus auch, ohne sich die Kugel zu geben oder sie zu bekommen – und behält ein Angehöriger daraufhin dessen Waffe, ohne eine Erlaubnis dafür zu haben, ist die Straftat schon begangen. Darauf steht eine Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Der Innensenator spricht denn auch von einer „einmaligen Chance“, sich auf legale Weise von Kanonen dieser Art zu trennen. Die einzigen Einschränkungen des großzügigen Angebots: Mit den Waffen darf vorher keine Straftat begangen worden sein, und ihre Existenz muss den Behörden unbekannt sein.

Es wird spannend, ob Körting mit diesem Angebot ähnlich viel historisches Altmetall einsammelt, wie jenes Versandhaus verkauft. Ende des Jahres wird abgerechnet, dann läuft die Amnestie ab. BIS Foto: ap