Oskar kam und siegte

Mit einer Stunde Verspätung kam Oskar Lafontaine auf die Wahlkundgebung – die Zeit überbrückte die Linkspartei mit Wolfram Elsner und ihren Kandidaten

bremen taz ■ Lafontaine im Norden: Nachmittags in Hamburg, am frühen Abend in Bremen zitierte er Karl Marx, Victor Hugo und natürlich sich selbst. Das „Gespenst der Linkspartei“ bringe die politische Konkurrenz um den Schlaf, kalauerte er, eine „mächtige Idee, deren Zeit gekommen“ sei. In Hamburg waren es an die 1.000, in Bremen um die 500, die zu Lafontaine strömten. Die SPD-Mitglieder, die auch in Bremen 1995 mehrheitlich für Lafontaine als Hoffnungsträger der SPD und Bundesvorsitzenden votiert hatten, fehlten.

Eine Frau saß auf einem Poller vor dem Theater und wartete auf den prominenten Redner, der für 18 Uhr angekündigt war, damit das Wahlvolk auch die Reden der Bremischen Kandidaten anhörte. „Maßlos enttäuscht“ sei sie, sagt sie, von der SPD, die sie früher gewählt habe. Nichts für die kleinen Leute tue Schröder, alles für die Industrie.

Der Wirtschaftswissenschaftler Wolfram Elsner, der auf der Kundgebung den Eingangsbeitrag hielt, bestätigte solche Gedanken mit dem Hinweis auf harte Zahlen. „Brutal“ und „dumm“ sei die Wirtschaftspolitik der rotgrünen Koalition, die in sieben Jahren mehr Umverteilung hinbekommen habe als Helmut Kohl in 16 Jahren. Bei der Verteilung von Reichtum und Armut sei Deutschland wieder in den 50er Jahren angekommen.

Selbst das demografische Problem führt Lafontaine auf die kritisierte Wirtschaftspolitik zurück: „Die Geburtenrate ist das Urteil der Bevölkerung über die Arbeits- und Sozialpolitik ihrer Regierungen“, meinte er und empfahl, „ruhig bis morgen nochmal über diesen Satz nachzudenken“. Schröder oder Merkel, das sei doch nur die Frage, von wem man sich die Mehrwertsteuer erhöhen lassen wolle, rief Lafontaine, da gehe es „höchstens um einen Frisurenwechsel“. So mögen die Leute ihren Oskar, dafür warteten sie gern eine Stunde auf ihn. kawe