Vormerken
: Justyna Steczkowska mit Inbrunst der polnischen Art

Justyna Steczkowska im Tränenpalast, Reichstagufer 17,Sonntag, 11. September, 21 Uhr. VVK: 14 Euro

Neulich hätte sie ja schon in Berlin ein Gastspiel geben sollen, aber es waren die Tage des Sterbens, nicht irgendeines Sterbens, sondern das des polnischen Papstes – und da mochte Justyna Steczkowska aus Gründen der Pietät wie der Trauer ihre Heimat nicht verlassen. Lieber weinen als singen: Doch die Sängerin, die seit langem zu den herbsten Erscheinungen der Krakauer Jazzszene zählt, ist nun wieder ganz bei Trost. Unbedingt empfehlenswert ist sie als solche – aber auch ihre schrägen Performances. Kaum Wohlklang, eher das Gegenteil von aller Lounge-Ästhetik: 1995 war sie für ihr Land bei der Eurovision und landete mit „Sama“ („Einsam“) unter Ferner-sangen. Es war eine Kulthandlung, erinnern sich Menschen, die es sahen: eine performative Mixtur aus Björk, der frühen Kate Bush und Alice, nur katholischer, kompromissärmer, inbrünstiger, weltgeborgener – und das alles ohne Rücksicht auf akustische Verluste. Aber sie ist ja stimmsicher, sirenenhaft in die höchsten Töne, selbst in allersteilsten Höhen kommt sie klarsichtig zu konsequenter Trance wie auch im verschatteten Murmeln, in verhaltenen Passagen: Sie, Justyna Steczkowski, hat einen vollen Saal verdient. Sie wird alles geben: Man möge es ihr danken. JAF