„Man muss darüber reden“

Festival „Freunde fürs Leben“ im Fritzclub will Schweigen über Thema Suizid beenden

„Ich habe immer gedacht, wegen so etwas bringt man sich doch nicht um. Doch dann habe ich gespürt, wie einem scheinbar lapidare Themen zur Last werden können“, sagt Stephen Dühr. Der ehemalige „Unter uns“-Star redet über sein Leben, seinen Erfolg bei dieser Daily Soap, seine Erlebnisse in Hollywood – und seinen Absturz in die Depression.

Im Rahmen des Benefizfestivals „Freunde fürs Leben“ im Fritzclub reden auch die Sängerin Vanessa Pertuo und der Radio-1-Moderator Steffen Hallaschka über ihre Selbstmordgedanken. Auf Workshops und durch solche Erfahrungsberichte soll Schluss sein mit dem Schweigen zum Thema Suizid. „Darüber reden fällt den meisten sehr schwer, die meisten schämen sich für ihre Selbstmordgedanken“, sagt Gerd Storchmann, Pressesprecher des Krisendienstes Neuhland. Die Zahl der Selbstmorde sei zwar seit den 70er-Jahren um 45 Prozent gesunken, jedoch ist der Suizid bei Kindern und Jugendlichen noch immer die zweithäufigste Todesursache. So begeht in Deutschland alle 47 Minuten jemand Selbstmord, die Zahl ist mit 11.150 Suiziden fast doppelt so hoch wie die der Verkehrsopfer. 2003 waren es 6.684 Menschen.

Die Selbstmordrate ist bei Jungen und Männern dreimal höher als bei Frauen, ist beim Festival zu erfahren. „Ihnen fällt es bedeutend schwerer, ihre Gefühle zu artikulieren. Der einzige Weg aus der Krise ist für sie der Suizid“, so Storchmann. Bei den über 60-Jährigen haben vor allem „Bilanzsuizide“ von Frauen zugenommen. Mehr als 100 Organisationen und Institutionen haben sich zum Ziel gesetzt, über Aufklärungs- und Schulungsprogramme die Zahl der Suizide zu verringern. Maria Krausch