meinungsstark
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Dem Baskenland näher als geahnt

Diese Dinge sind real passiert“, taz vom 27./28. 1. 18

Auf die Anmerkung des Interviewers Andreas Fanizadeh, dass in dem Roman „Patria“ der Bruder eines Aktivisten sich „entzieht“ durch Beschäftigung mit Literatur, antwortet der Schriftsteller Fernando Aramburu, er sei fest davon überzeugt, dass „Kultur, Bücher, Kunst und Kreativität“ Menschen vor Fanatismus bewahren.

Genau diese Überzeugung trifft den Kern des gesellschaftlichen Übels: Das Ambiente der Ignoranz, in dem Radikalismus, gleich welcher Art, Neid auf den etwas Erfolgreichen, der zu Hass führt, besonders in ländlichen Gegenden, gedeihen, entsteht aus einem Mangel an Bildung und Entwicklung von humanistischen Werten.

Das ist auch Realität in Deutschland, noch nicht mit ETA-ähnlichem Terror, aber schon mit sehr viel Hass und Gewaltbereitschaft. Da ist es um so befremdlicher zu beobachten, wie zunehmend weniger Bildung, Kultur, Lesen, Jugendarbeit von den politischen Parteien gefordert und gefördert wird. Dafür sind niemals genug Mittel da. Bereits an beruflichen Gymnasien kommt häufig eine Ignoranz in den 11. Klassen zutage, welche einem die Sprache verschlägt.

Da behaupten Schülerinnen, ihre Interpretationen aus literarischen Texten im Deutschunterricht seien genauso gut wie die der Lehrkraft; und sie verstehen wirklich nicht, wo der Unterschied zwischen ihnen und der Lehrkraft liegt. Diese Überzeugung ist genauso erschreckend wie das Sprachniveau. Ich will mir nicht ausmalen, wie das Niveau in ländlichen Gegenden und unteren Schulstufen aussieht. Aber die Verantwortung hierfür tragen nicht die Jugendlichen, sondern sie ist viel weiter oben angesiedelt.

Die Elternhäuser sind auf Noten ausgerichtet, wenn diese nicht den Erwartungen entsprechen, werden Lehrkräfte eingeschüchtert und Schulleitungen unterstützen nicht selten diese Haltung. Nicht zuletzt aber möchte ich den Roman „Patria“ wärmstens empfehlen. Maria Tersa Novo, Braunschweig

Naziverbrechen in Belarus

Im Wald der namenlosen Toten“, taz vom 26. 1. 18

Vielen Dank für Ihren Artikel über das Vernichtungslager am Stadtrand von Minsk. Ich hatte die Gelegenheit, letztes Jahr an einer Studienfahrt mit Aktion Sühnezeichen (Friedensdienste) durch Belarus teilzunehmen. Hauptschwerpunkt der Reise war auch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Obwohl ich geschichtlich und politisch sehr interessiert bin, waren mir die Gräueltaten der deutschen Wehrmacht und der SS in Belarus bis zu diesem Zeitpunkt in diesem Ausmaße nicht bekannt.

Es gibt entgegen Ihrem Artikel inzwischen durchaus einige sehr beeindruckende Denkmäler, auch für die jüdischen Opfer. Wohl wahr ist, dass nach dem Krieg die „Heldenverehrung“ der Sieger des „großen vaterländischen Krieges“ Vorrang hatte. Das Opfergedenken wurde erst nach der Wende von 1989 möglich. Aktion Sühnezeichen engagiert sich in vielen europäischen Ländern seit 60 Jahren, um die Erinnerung wachzuhalten, um damit gegen Rassismus und Ausgrenzung jeglicher Art zu arbeiten.

Ich freue mich immer über interessante Artikel! Weiter so! Dorothea Nargang, Karlsruhe

Die angefeindete Homöopathie

„Hätten die Kinder mal die Globuli geschluckt“, taz vom 25. 1. 18

Sehr geehrte Redaktion, bisher habe ich immer die kritische und gut recherchierte Arbeit der taz geschätzt. Nun habe ich gesehen, dass Sie die Homöopathie mehrmals nur von der gegnerischen Seite her dargestellt haben. Ich wundere mich, warum keiner der Befürworter oder Praktizierenden, außer in den Blogs, zu Wort kommt. Was ist los hier in den deutschen Medien?

Wenn selbst einst so kritische Zeitschriften wie Spiegel, Zeit, Süddeutsche nur noch negativ über die Homöopathie berichten, dann wundert es mich nicht, dass es nun auch die taz ereilt hat. Trauriger Journalismus. Mike Keszler, Wörthsee