Imame beten für türkischen Sieg

Nach türkischem Einmarsch in Syrien: Auseinandersetzungen auf den Straßen, Politiker kritisieren Ditib

Politiker von Union und Grünen haben den Aufruf in Moscheen in Deutschland zum Gebet für den Sieg der Türkei in Nordsyrien kritisiert. „Dass in Deutschland Imame zum Gebet für den türkischen Sieg im Kampf gegen die Kurden aufrufen, ist befremdlich. Ein solcher Aufruf spaltet Bevölkerungsgruppen und heizt die Stimmung gefährlich an“, sagte Unions-Fraktionsvize Stephan Harbarth am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir wollen nicht, dass politische oder militärische Konflikte aus anderen Regionen nach Deutschland importiert werden.“ Auch der frühere Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Grüne) verurteilte entsprechende Aufrufe.

Laut Spiegel Online haben Imame des Islamverbands Ditib deutsche Muslime dazu aufgerufen, für eine siegreiche türkische Offensive gegen kurdische Milizen in Syrien zu beten. Das Onlineportal berichtete von Facebook-Einträgen mehrerer Imame. Dort sei etwa bei einem Imam in Baden-Württemberg zu lesen gewesen, man werde dafür beten, dass „unsere heldenhafte Armee und unsere heldenhaften Soldaten siegreich sein werden“.

Die Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) gilt als die mit Abstand größte muslimische Organisation in Deutschland. Sie ist wegen der Nähe zur türkischen Führung um Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan umstritten. Kritiker werfen Ditib eine zunehmend konservative, der türkischen Regierungspolitikentsprechende Haltung vor. Ditib selbst beschreibt sich als überparteiliche Organisation und weist die Vorwürfe einer Einflussnahmeaus der Türkei zurück. In einer am Dienstag verbreiteten Erklärung heißt es, welche Gebete gesprochen werden, entschieden die Gemeinden selbst.

Unterdessen sorgt der Einmarsch türkischer Truppen in Syrien auch in Deutschland für angeheizte Stimmung. In der Nacht auf Dienstag war es in zahlreichen deutschen Städten zu Protesten von Kurden gekommen, teils gerieten dabei kurdische und türkische Gruppen aneinander. Am Flughafen Hannover musste die Polizei eine Massenschlägerei kurdischer und türkischer Gruppen unterbinden. (rtr, epd, taz)