KOMMENTAR: FELIX ZIMMERMANN ÜBER KURZSICHTIGKEIT
: Das bisschen Bahnsteig

Bremerhaven wähnt sich in der Zukunft angekommen zu sein, hinausgewachsen über seinen miserablen Ruf, durch Investitionen in Millionenhöhe zum Anziehungspunkt weit über die Dörfer in seinem Umland hinaus geformt – aber die Deutsche Bahn macht nicht mit und degradiert die Stadt zum Provinznest.

Man kann das als pseudoitalienische Kleinstadt getarnte Einkaufscenter Mediterraneo abscheulich finden, man muss die Stadt auch weiterhin nicht zu den Perlen unter den kleinen Großstädten zählen, man kann sie weiterhin unbeachtet in ihrer Randlage liegen lassen, aber Auswanderer- und Klimahaus sind unbestritten zu Orten geworden, die tatsächlich Attraktionen sind, die nicht nur von den Nordseebadegästen besucht werden, die an sommerlichen Regentagen nach Beschäftigung suchen.

Die Zahl der Bremerhaven-Besucher steigt stetig an, und was macht die Bahn? Sie zementiert ihr Bimmelbahn-Angebot, anstatt den Trend für sich zu entdecken und wieder Fernzüge einzusetzen. Die langen Bahnsteige für Fernverkehrszüge waren da, dieser Tage werden sie gekappt. Nach Bremerhaven wird es auf lange Sicht nur mit Umstieg in Bremen gehen. Da überlegen es sich potenzielle Bahnfahrer nicht zweimal, ob sie doch den Zug nehmen sollen, sondern steigen gleich ins eigene Auto. So gewinnt die Bahn sie nicht für sich.