Was die Welt satt machen soll

Grüne Woche lockt mit Burger aus Buffalowürmern. Partnerland der Agrarmesse dieses Jahr: Bulgarien

Die Demonstration Zur Grünen Woche werden am Samstag Tausende Demonstranten für eine ökologischere Landwirtschaft in Berlin erwartet. Der Protestmarsch steht unter dem Motto „Wir haben es satt!“ und beginnt um 11 Uhr mit einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. Danach will man zum Bundeswirtschaftsministerium und durch das Regierungsviertel in Richtung Brandenburger Tor ziehen.

Die Ziele Dazu aufgerufen haben rund 100 Organisationen, Umwelt- und Tierschützer, Verbände ökologisch und konventionell wirtschaftender Bauern und kirchliche Hilfswerke. Die Veranstalter kritisierten auch die Agrarpolitik der Bundesregierung. „Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hat nur die Ziele der Industrie im Blick“, sagte der Sprecher der Kampagne, Jochen Fritz. Die Bauern würden mit der umwelt- und tierfreundlicheren Gestaltung der Landwirtschaft alleingelassen. „Die nächste Regierung muss das Ministeramt neu besetzen.“ (epd)

„Wie schmeckt die Zukunft? Nach Insekten?“ Einen Burger aus Buffalowürmern jedenfalls können Besucher schon mal auf der Grünen Woche probieren – und entscheiden, ob sie doch lieber zur Kohlroulade zurückkehren. Die Agrarmesse beginnt am heutigen Freitag, und die deutsche Ernährungsindustrie hat das große Branchentreffen dieses Mal zur „Future Food Show“ erklärt.

Auf dem Messegelände bestaunen die Besucher nämlich nicht nur Zuchtbullen und rosige Ferkel, kreisen nicht nur die Humpen und Häppchenteller. Es geht wie immer auch um die großen Frage: Welche Art von Landwirtschaft soll 7,6 Milliarden Erdenbürger satt machen? Und in 30 Jahren 10 Milliarden Menschen?

„Wir haben es selbst in der Hand, mit unserem täglichen Einkauf“, macht Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) deutlich, warum das auch ein Thema für die wohlstandsverwöhnten deutschen Supermarktkunden ist. „Eine Welt ohne Hunger ist möglich – mit fairem Einkauf und fairer Produktion“, glaubt der Minister.

Zu der Agrarschau haben sich 1.660 Aussteller aus 66 Ländern angemeldet. Rund 400.000 Besucher erwartet die Messeleitung an den zehn Tagen der Grünen Woche. Japan, Russland, Schweden und die Slowakei kehren nach Abwesenheit wieder auf die Messe zurück. Russland war der Messe ferngeblieben, nachdem die EU und Russland im Zuge der Ukraine-Krise gegenseitige Handelsschranken aufgebaut hatten.

Besonders im Blickpunkt steht auch Euro-Aspirant Bulgarien, das diesjährige Partnerland der Grünen Woche. Die Aussteller locken mit Schafskäse, Gemüsepasten, würzigen Würsten und Pflaumenschnaps. Insekten bringen die Bulgaren nicht mit nach Berlin.

Nach Darstellung von Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) verlangen die Verbraucher immer mehr Produkte aus der Region. „Das ist für die Kunden ein äußerst wichtiges Kaufkriterium“, sagte er einen Tag vor der offiziellen Eröffnung in der Brandenburg-Halle auf der Grünen Woche.

Für Unternehmen der Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie heiße es, sich auf den Markt Berlin-Brandenburg einzustellen, betonte der Minister. Die Kunden wollten aber auch Fragen beantwortet haben: Wo kommen die Lebensmittel her? Und wie werden sie produziert? An 75 Marktständen in der Brandenburg-Halle werden konventionell und ökologisch produzierende Betriebe vertreten sein. Kleine Firmen können tageweise an 27 Gemeinschaftsständen ihre Produkte vorstellen. Auch märkische Tourismusregionen sind dabei. Die Grüne Woche dauert bis zum 28. Januar. (dpa)