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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Das Internet war einmal ein Versprechen, mit dem für die größten Euphoriker*innen die totale Demokratie ausgebrochen zu sein schien. Dabei ist es eine Erfindung des amerikanischen Militärs gewesen, das dann bald auch zivile Räume der Gesellschaft eroberte – und inzwischen eigentlich den gesamten digitalen Raum der Zivilgesellschaft beherrscht. Und dort natürlich auch weiterhin militärisch genutzt wird, wie wir spätestens seit den Enthüllungen des berühmten Whistleblowers Edward Snowden wissen. Wir zivilen Nutzer*innen helfen mit unserem arglosen wie unkritischen Umgang mit digitalen Tools und Medien auch noch eifrig bei unserer eigenen Überwachung mit, schenken den Konzernen Amazon, Face­book, Google und Co. unsere Daten und verhalten uns auch sonst nicht wirklich reflektiert! Dieser Umstand ist schon öfters Gegenstand von Projekten von Chris Kondek und Christiane Kühl gewesen, deren Arbeiten unter dem Label „Doublelucky Productions“ entstehen und die Zuschauer mit ihrer Dummheit gerne konfrontieren. Die jüngste Arbeit kommt unter der Überschrift „The Hairs Of Your Head Are Numbered“ im HAU heraus und verhandelt unsere wachsende Bereitschaft, unseren Körper selbst zum Gegenstand von Datenerhebungen zu machen. Der Abend kommt im Kontext des HAU-Themenschwerpunkts „Spy On Me“ heraus, der vom 17. bis 25. Januar diverse künstlerische Auseinandersetzungen zum Thema „Big Data“ präsentiert (HAU: „The Hairs Of Your Head Are Numbered“, 18., 19. & 21. 1., jeweils 20 Uhr, 20. 1., 21 Uhr).

Die Digitalisierung und die Künste sind auch Gegenstand des interdisziplinären Marathon-Symposiums „Into Worlds. Das Handwerk der Entgrenzung“ der Berliner Festspiele, das vom 19. bis 21. Januar im Martin-Gropius-Bau stattfindet – mit Workshops, Ausstellungen, Performances, Panels und Vorträgen. Essen gibt es zwischendurch auch (Martin-Gropius-Bau: „Into Worlds“, 19.-21. 1. Alle Infos: www.berlinerfestspiele.de).

Von äußerster Komplexität ist auch der berühmte Roman „Ulysses“ von James Joyce, der 1922 zuerst erschien und an einem einzigen Tag in Dublin spielt. Er führt uns auf einem sprachlichen Mahlstrom des Bewusstseins an die „Ränder des Erzählens“, wie es das Deutsche Theater in seiner Ankündigung so schön auf den Punkt bringt, wo der Stoff nun von Sebastian Hartmann auf die Bühne gebracht wird: einem Regisseur, der wie kaum ein anderer solche megalomanen Stoffe sinnlich wie gedanklich zu durchdringen und völlig neu für das Theater zu denken im Stande ist (Deutsches Theater: „Ulysses“, Premiere 19. 1., 19 Uhr).

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