Mittelmäßige Profis sollen Schwung bringen

In der Deutschen Eishockey-Liga reichen den Kölner Haien in ihrer Auftaktpartie bei den Pinguinen aus Krefeld sieben Minuten, um aus einem 0:2 ein 3:2 zu machen. Köln sucht noch Verstärkung, aber Amerikaner spielen lieber daheim

KÖLN taz ■ Wenn die Eishockey-Saison beginnt, sind sie alle ganz besonders froh. Die Profis, weil die harte Vorbereitung zu Ende ist und sie wissen, wofür sie geackert haben. Die Fans, weil sie schon seit Monaten unter Entzugserscheinungen leiden. So kamen mehr als 7.000 Menschen am Freitag Abend nach Krefeld zur Auftaktpartie in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwischen den Pinguinen und den Kölner Haien. Die meisten gingen jedoch eher bedrückt nach Hause. Die letzten sieben Spielminuten reichten den Gästen aus Köln, um aus einem 0:2 noch ein 3:2 zu machen. Der Siegtreffer von Stéphane Julien fiel vier Sekunden vor Schluss.

Hans Zach, Trainer des KEC, fühlte ein bisschen mit den traurigen Pinguinen. „Sie waren zwei Drittel lang besser als wir“, sagte der Tölzer, der den KEC nun schon im vierten Jahr coacht. Ein bisschen freute sich Zach aber auch für sein Team: „Das gibt Schwung für die Saison“ – für 52 Vorrundenspiele, bevor die besten acht der Liga in den Playoffs wieder bei null starten, um den Champion zu ermitteln. Zach hat die Aufgabe, nach den Viertelfinal-Pleiten der beiden letzten Jahre endlich mit den Haien Meister zu werden. Drei neue Profis wurden dem Trainer dazu vom Klub bereits bewilligt.

Nationaltorhüter Oliver Jonas kam vom Meister Berlin, vom Zwangsabsteiger Wolfsburg wechselten Verteidiger Lasse Kopitz und Stürmer Ivan Ciernik nach Köln. Eine weitere, nordamerikanische Spitzenkraft für den Angriff suchen die Kölner seit Monaten. Ohne Erfolg. „Auf dem Markt tut sich nichts“, sagt Zach. Und: „Die starken Ausländer kommen sowieso nicht mehr nach Deutschland.“ Der Ursprung des Problems liegt jenseits des Atlantiks. In der National Hockey League (NHL), deren vergangene Spielzeit wegen eines Arbeitskampfes komplett ausfiel, wird ab 5. Oktober wieder gespielt. Hunderte Profis hatten diese Zeit in Europa überbrückt. Die Spieler sind nun, wie es scheint, begieriger denn je, wieder in der besten Eishockey-Liga der Welt unterzukommen. So tummeln sie sich zahlreich in den NHL-Trainingscamps. Die Profis akzeptieren häufiger als in der Vergangenheit Verträge in unterklassigen Teams – in der Hoffnung, vielleicht eine Chance in der NHL zu bekommen.

Ein wenig Bewegung auf dem Spielermarkt wird frühestens Ende des Monats erwartet, dann, wenn die NHL aussortiert hat. Die Profis, die übrig bleiben, schauen jedoch zuerst nach Russland, nach Schweden, Tschechien und in die Schweiz. Dorthin, wo es mehr Geld zu verdienen gibt als in der DEL. „Und wir müssen nehmen, was übrig bleibt“, sagt Zach.

Der diesjährige Abstieg der deutschen Nationalmannschaft in die B-Klasse hat die Sache nicht einfacher gemacht. Es gebe ausländische Spieler, die „nicht in die Liga eines international zweitklassigen Landes“ wechseln wollen, berichtet der Nürnberger Manager Otto Sykora. Immerhin kann die Auswahl im nächsten April bei der B-WM in Amiens wieder aufsteigen. Die DEL will jedoch den Auf- und Abstieg abschaffen, trotz heftiger Proteste der Fans. Heißt: Wer diesmal rausfliegt aus der DEL, kommt so schnell nicht wieder rein.

Die Vorfreude auf Eishockey hat darunter bisher nicht gelitten. Die Kölner Haie erwarten am Dienstag Abend im Heimauftakt gegen Ingolstadt mehr als 10.000 Zuschauer in der Kölnarena. CHRISTIANE MITATSELIS